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Archiv 31. Oktober 2012

Straßen- und Verkehrskongress 2012

1.100 Teilnehmer kamen zum diesjährigen Straßen- und Verkehrskongress der FGSV nach Leipzig. Sie konnten sich über die Ergebnisse aus den Tätigkeiten der FGSV-Arbeitsgruppen und aus der Forschung, die von der FGSV als Grundlage für das weitere Arbeiten auf dem Gebiet der Verkehrsplanung und der Straßenbautechnik initiiert wird, informieren.

Letzteres taten die Teilnehmer auch, füllten sie das Congress Center Leipzig, in dem die Vortragsveranstaltung stattfand derart, dass die Räumlichkeiten bei manchen Vorträgen an ihre Grenzen stießen. Bemerkens- und begrüßenswert war die hohe Zahl von Vertretern aus den Kommunen, die den Kongress besuchten. Luxemburg stellte die stärkste Fraktion nichtdeutscher Teilnehmer, die insgesamt aus einem Dutzend Länder kamen und vor allem in der deutschen Nachbarschaft zu finden sind.

In der angrenzenden Messehalle 2, in der die begleitende Fachausstellung untergebracht war, hatte man den Eindruck, dass die Veranstaltung weniger als in den Jahren zuvor besucht war. Doch dieser Eindruck trübte, denn auch bei den Vorläuferkongressen überschritt die Teilnehmerzahl selten die Marke von 1.100. Es war einfach die Großzügigkeit der Messehalle 2, die an das Congress Centrum angrenzte und die die Ausstellung beherbergte, die diesen Eindruck hervorrufen ließ. Die Zahl der Aussteller konnte auch diesmal mit knapp 150 Kontinuität beweisen und erneut waren Aussteller aus den Bereichen der Bauindustrie, der Maschinen- und Prüftechnik ebenso vertreten wie jene aus Verwaltung und Wissenschaft. Die Premiere des Gemeinschaftsstandes von Deutschem Asphaltverband und Arbeitsgemeinschaft der Bitumen-Industrie kann als Erfolg verbucht werden, war der Stand aufgrund seiner ausgezeichneten Platzierung aber auch wegen seines Angebotes an Informationen als Plattform für den Gedankenaustausch immer gut besucht.

In der Eröffnungsveranstaltung folgten traditionell auf die Begrüßungsworte vom Vorsitzenden der FGSV, Dir. Dipl.-Ing. Wennmar Gerbens, jene vom Bürgermeister des Austragungsortes und eines Vertreters des Bundesverkehrsministeriums für Verkehr bevor ein Leitvortrag den „Blick über den Tellerrand“ erlaubte. Martin zur Nedden, Bürgermeister und Beigeordneter für Stadtentwicklung und Bau der Stadt Leipzig, machte dabei deutlich, wie eng Verkehrs- und Stadtentwicklung miteinander verzahnt und voneinander abhängig sind.

Staatssekretär Rainer Bomba aus dem BMVBS bekräftigte zum wiederholten Male, dass auch bei der derzeit stattfindenden Haushaltsverhandlungen das Verkehrsministerium um eine bessere finanzielle Ausstattung kämpft, denn eine gute Infrastruktur ist nicht zum Nulltarif zu haben. Die Verkehrsministerkonferenz hat neue Ansätze zur Finanzierung von Infrastruktur in der Zukunft angedacht, die nicht nur für Bund und Länder, sondern auch für die Kommunen interessant sind. Überhaupt, so zeigte sich der Staatssekretär überzeugt, befinden wir uns in einer Zeit, in der gute Ideen gefragt und willkommen sind, so dass kluge Köpfe ihre Ideen auch umsetzen können. Er zeigte sich diesbezüglich auf die Straßenbautechnik gut gestimmt, wurden doch hier in jüngster Zeit neue Konzepte bei Baustoffen und Bauverfahren umgesetzt. Um dies zu verstärken wurde das Programm „Straßen im 21. Jahrhundert“ angeschoben. Dabei werden die Straßen der Zukunft nicht mehr als nur aus Asphalt oder Beton sein. Sie werden zur Energiegewinnung und zur Reinhaltung der Luft beitragen, Lärm vermindern und durch Kommunikation Unfälle vermeiden. Dass auch ein Automobilhersteller in Zukunft sich nicht nur auf sein Kerngeschäft, Autos zu bauen, konzentrieren kann, verdeutlichte der Leitvortrag von Dipl.-Ing. Christoph Huß, bei BMW Leiter der Entwicklung Ausland, Typzulassung und Verkehrsmanagement. Schließlich muss auch das Automobil sich neuen Nutzungsanforderungen stellen, und dies ist global sehr unterschiedlich, so dass sich der Automobilhersteller zwangsläufig zum Mobilitätsdienstleister entwickeln muss.

Wer erhoffte, im Rahmen des fachlichen Programms eine Innovation nach er anderen präsentiert zu bekommen, der wurde enttäuscht. Doch das war auch nicht das Ansinnen der sechs Vortragsreihen – je drei aus Straßenplanung und Straßenbau – und insgesamt 36 Vorträgen. Es sind die vielen kleinen Details, die zum Verständnis der Materie besser beitragen, die in den Forschungsarbeiten aufgedeckt werden und die schlussendlich in der Fortschreibung des Regelwerkes münden. Und so beinhalteten ein Großteil der Vorträge die Darstellung von wesentlichen Änderungen, die kürzlich umgesetzt wurden oder demnächst in den Regelwerken verankert werden. Sie an dieser Stelle zu beschreiben, würde den Rahmen eines Veranstaltungsrückblickes sprengen. Bei aller Wichtigkeit der Arbeit an der Weiterentwicklung der Vorschriften wurde aber immer wieder deutlich, dass eine Verbesserung bei der Qualität der Baustoffe und der Bauweisen, eine verbesserte Prüftechnik und auch systematische Schadensuntersuchungen für die Weiterentwicklung der Straßenbautechnik unabdingbar sind und deshalb nicht vernachlässigt werden sollten.

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Vernachlässigt werden sollte auch ein weiterer Aspekt nicht: Der FGSV-Kongress war und ist zugleich der Rahmen für Ehrungen. Aufgrund der zeitlichen Neugestaltung – statt eine halbtägige Eröffnung und eine anschließende anderthalbtägie Fachveranstaltung am darauffolgenden Tag beginnend wurde der Kongress auf zwei volle Tage komprimiert – fand diese nicht im Rahmen des Kongresses sondern am Vorabend statt. Die FGSV-Ehrennadeln für die hervorragende, ehrenamtlich geleistet Arbeit in der FGSV erhielten in diesem Jahr Prof. Dr.-Ing. Walter Baltzer, Dr.-Ing. Walter Fleischer, Prof. Dr.-Ing. Ulrich Hahn, Dir. Dr.-Ing. Horst Hanke, Dr.-Ing. Harald Heinz sowie Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Bernhard Steinauer. Die Lüer-Nadel für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet des Asphaltstraßenbaus ging an Dipl.-Ing. Lothar Drüschner.

Durch die Ausgliederung aus dem offiziellen Kongressprogramm blieben diese Ehrungen der Allgemeinheit leider verborgen. Hier sollten die Veranstalter darüber nachdenken, wie dies beim nächsten Kongress besser kommuniziert werden könnte. Dies schuldet man nicht nur den Geehrten, sondern würde den Stellenwert der ehrenamtlichen Tätigkeit ins richtige Licht rücken: Schließlich ist die ehrenamtliche Gremienarbeit die Basis dessen, was den Erfolg der FGSV ausmacht. Nicht nur mit dem Veranstaltungsort sollte das vom Vorsitzenden der FGSV, Dir. Dipl.-Ing. Wennmar Gerbens ausgerufene Kongressmotto „Traditionen bewahren und Zukunft gestalten“, was bei der geschichtsträchtigen und dennoch modernen Stadt Leipzig ausgesprochen zutraf, beachtet werden. Die FGSV hat mit dem diesjährigen Kongress trotz Umgestaltung durchaus Traditionelles bewahrt. Für den Kongress in zwei Jahren ist Detailarbeit gefragt.

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