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Testbericht 12. Oktober 2020

Touareg V8 auf Abschiedstour

VW lässt den Touareg V8 TDI nicht mehr bauen. Wer noch ein nagelneues Exemplar ab Werk ergattern möchte, muss sich sputen.

Inhaltsverzeichnis

Raumschiff mit Kupplung – die Zweite. Nachdem sich vor gut einem Jahr schon einmal ein Touareg V6 TDI von Wolfsburg ins beschauliche Wörthsee aufmachte, um sich von der SUSA-Chefredaktion testen zu lassen, stand Ende August erneut ein SUV vorm Redaktionsbüro. Eigentlich sollte sich der Touareg V8 TDI einem kleinen Stresstest auf der Steinexpo unterziehen. Sicher hätte sich der eine oder andere adäquate Testfahrer gefunden und eine bessere Foto-Kulisse hätte es nicht geben können. Die Sache mit der Steinexpo hatte sich bekanntermaßen erledigt und dass das Fahrzeug locker durch Steinbruch und Kieswerk schaukelt, hatte ja bereits der kleinere Touareg-Bruder im letzten Jahr bewiesen. Also galt es Alleinstellungsmerkmale für das 422 PS-starke Pendant zu finden: In Internetforen wird die Sportlichkeit des V8 TDI gelobt. Tatsächlich verursacht ein Kick-Down auf freier Strecke überraschtes Juchzen auf der Rückbank – falls diese gerade besetzt ist. Mit dem Kick-Down lässt sich ein Fahrzeug mit Automatikgetriebe maximal beschleunigen, indem es in den niedrigsten, möglichen Gang schaltet, dabei aber alles an Tempo freisetzt, was geht. Das hat der V8 eindeutig besser drauf als sein kleinerer V6-Zwilling.

Mehr Muckis

Das Plus an Muckis bekommt allerdings die Tankrechnung zu spüren. Der Hersteller gibt für den V8 außerorts einen Verbrauch von 6,7 l/100 km an, das setzt jedoch eine sehr disziplinierte und gar nicht so sportliche Fahrweise voraus. Um die 15 Liter Diesel genehmigt sich der Kraftprotz gerne mal nach einem 100 Kilometer-Spurt auf der Autobahn. Auch im Anschaffungs-Preis schlägt sich das Mehr an PS nieder: Etwa 26.000 zusätzliche Euro gegenüber der V6-Variante wandern übern Ladentisch. Während man beim V6 mit rund 64.000 Euro davonkommt, kostet der V8 knapp 90.000 Euro.

Ähnliche Veranlagungen

Ansonsten „business as usual“: Beim Einlegen des Rückwärtsganges meldet sich die Fahrassistenz nebst Kamera. Auf dem Display erscheint ein Bild vom rückwärtigen Geschehen. So fällt das Sich-umdrehen-müssen weg, auch wenn man immer wieder in alte Gewohnheiten verfällt. Bei Näherung entriegelt die Fahrertür automatisch. Das Anschnallen funktioniert klassisch, beim Anfahren aber zieht der Gurt automatisch nach. Auch ohne das Off-

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road-Paket nimmt der Touareg V8 spielend Schlaglöcher und andere Unebenheiten. In rauer Umgebung stehen neben sieben serienmäßigen Fahrprofilen „Schotter“ und „Sand“ zur Verfügung. Diese passen Motor- und Getriebeeinstellungen den Gegebenheiten im Gelände automatisch an. Der serienmäßige Allradantrieb tut sein Übriges und bewegt jedes Rad unabhängig voneinander. Das Head-up-Display nutzt die Windschutzscheibe als Projektionsfläche, um die wichtigsten Informationen anzuzeigen: Geschwindigkeit, Meldungen der Fahrerassistenzsysteme oder Navigationshinweise. Sehr angenehm ist das Verhalten der LED-Matrix-Scheinwerfer. Sie passen die Intensität und Leuchtweite der LED-Segmente den wechselnden Verkehrssituationen an.

Abschied mit Sonderedition

Alles in allem stellen wir fest: Bequemes und sicheres Raumschiff – der V8, der gegenüber dem V6 noch eine Portion mehr Spritzigkeit unter der Haube hat. Trotzdem stellt VW die Produktion seines großen Turbodiesels ein. Zum Abschied legt der Konzern noch eine „Last Edition“ auf, die 400 Fahrzeuge umfasst. Es gilt das Motto „Weg ist weg“. Wer nicht rechtzeitig zugreift, geht leer aus. Das Sondermodell des Touareg V8 ist seit dem 17. August erhältlich. Als Startpreis nennt VW einen Betrag von 104.000 Euro. Die Basis für das Last Edition-Sondermodell bildet der Touareg R-Line. Offenbar wollen die Wolfsburger mit dem Abdanken des V8 die Bühne frei machen für ihren Touareg R (2020). Diese Sportversion des Touareg ist zwar kein rein elektrisches Fahrzeug, jedoch mit einem Plug-in-Hybridantrieb ausgestattet – als erster der R-Abteilung und als dritte Baureihe nach Golf und Passat bei VW überhaupt. Künftig also mit elektrisch angetriebenem Raumschiff durchs Kieswerk schweben? Keine allzu schlechte Vorstellung.  

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