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Unternehmen klagen über Abwerbung

Die Nachfrage der nach Fachkräften steigt weiter. Grund ist die gute Baukonjunktur. Mittlerweile kommt es sogar zur Abwerbung von Fachkräften. Wie der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie in der neuen Ausgabe seines Arbeitsmarktberichts mitteilt, ist die Zahl der offenen Stellen für Baufacharbeiter mit bauhauptgewerblichen Berufen im September erneut gestiegen und zwar um 29,1% auf mittlerweile 12.530. Auch der Bedarf an Bauingenieuren ist ungebrochen: Die Zahl der offenen Stellen liegt bei 2.400 und damit um 23,2% über dem Vorjahresniveau.

Da es sich hierbei nur um die gemeldeten offenen Stellen handelt, dürfte die tatsächliche Zahl wesentlich höher ausfallen. Schließlich wird nach einer Sonderumfrage des Ifo-Instituts – im Auftrag des Hauptverbandes – nur ungefähr die Hälfte der offenen Stellen auch an die Arbeitsagenturen gemeldet.

Gleichzeitig ist die Zahl der Arbeitssuchenden seit Frühjahr 2010 kontinuierlich gesunken. Mittlerweile können die gemeldeten offenen Stellen für Bauingenieure noch nicht einmal mehr rein rechnerisch von Arbeitssuchenden besetzt werden: Im September waren nur noch 1.645 arbeitslose Bauingenieure gemeldet, 4,9% weniger als im Vorjahr. Auch die Zahl der arbeitslosen Baufacharbeiter mit bauhauptgewerblichen Berufen ist weiter zurückgegangen und hat mit 19.120 Personen (-15,1%) ein Allzeittief erreicht. Es wundert somit nicht, dass 85% der Bauunternehmen nach der Ifo-Umfrage melden, sie hätten Probleme, ihre offenen Stellen zu besetzen. Jedes zweite Bauunternehmen klagt schon über die Behinderung der Bautätigkeit aufgrund von Arbeitskräftemangel. Aus diesem Grund sehen sich immer mehr Bauunternehmen bei anderen Firmen um: Mittlerweile melden 17% der befragten Unternehmen, dass in den vergangenen sechs Monaten Mitarbeiter von anderen Bauunternehmen abgeworben worden sind; selbst im Wiedervereinigungsboom war diese Zahl kleiner.

Noch kommt es aber nicht zu dramatischen Engpässen: Die Kapazitätsauslastung liegt laut Ifo zwar bei überdurchschnittlich hohen 81%, aber immer noch niedriger als in anderen Branchen wie dem Verarbeitenden Gewerbe mit 86%. Es droht somit zurzeit keine Überforderung, da noch Reserven vorhanden sind, nicht nur im Inland, sondern auch im Ausland. So wird bei Kapazitätsspitzen auch auf ausländische Unternehmen zurückgegriffen: Die Zahl der Entsandten ist 2015 zwar um knapp 9% auf 107.000 Personen gestiegen, sie liegt damit aber immer noch weit unter dem Niveau von 1998, dem Jahr der Einführung des Arbeitnehmerentsendegesetzes, mit 166.000 Personen.

Eine gewisse Entlastung zeichnet sich auch bei den Bauingenieuren ab: Die Zahl der Absolventen eines Bauingenieurstudiums ist im vergangenen Jahr um 15,4% auf 9.954 gestiegen und liegt mittlerweile mehr als doppelt so hoch wie zum Tiefpunkt 2008. Allerdings werden nicht alle Absolventen dem Arbeitsmarkt direkt zur Verfügung stehen, schließlich gibt es nur 3.103 mit einem Master- und 372 mit einem Promotionsabschluss. Es verfügen aber auch 5.784 „nur“ über eine Bachelorabschluss, von denen mit großer Wahrscheinlichkeit einige weiter studieren werden, schließlich strebt von den gesamten Bauingenieurstudenten jeder fünfte einen Masterabschluss an. Leichte Sorgen bereitet die aktuelle Entwicklung der Anfängerzahlen: Hier ist seit vier Jahren eine leichte Seitwärtsentwicklung zu beobachten, nach einem steilen Anstieg von 2006 bis 2011 von 5.900 auf 12.920 lag die Zahl der Studienanfänger 2015 lediglich bei 11.600.

Der Bauindustrieverband regt deshalb die Abiturienten an, sich für den Studiengang des Bauingenieurwesens zu interessieren, die Nachfrage auf dem Bauarbeitsmarkt nach ausgebildeten Bauingenieuren ist ungebrochen. Aber nicht nur Ingenieure werden gesucht, auch Gewerbliche: Laut Ifo haben 62% der Bauunternehmen offene Stellen für gewerbliche Facharbeiter. Der Verband appelliert somit an Jugendliche und junge Erwachsene, sich für eine der vielen abwechslungsreichen und gutbezahlten Tätigkeiten in der Bauwirtschaft zu interessieren.

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