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Reparaturen vermeiden

Verschleiss an der Hydraulik vorbeugen

Wie Sie Verschleiß frühzeitig erkennen und damit Hydraulikausfälle vermeiden.

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Inhaltsverzeichnis

Verschleiß, eine häufige Schadensursache bei Hydraulikausfällen, kündigt sich frühzeitig an. Typische Zeichen hierfür sind sinkende Verbrauchergeschwindigkeit, steigendes Lärmaufkommen, Anstieg der Betriebstemperatur, aber auch ein plötzlicher Druckabfall oder Leckge. Werden diese Verhaltensveränderungen frühzeitig erkannt und zugeordnet, besteht eine reelle Chance einen Schaden zu vermeiden. Nachfolgend einige vorbeugende Empfehlungen, die helfen können die Gefahr abrasiver Verschleißschäden zu bannen:

  • Füllstand des Fluids im Tank regelmäßig überprüfen. Gefährlich wird es, wenn der untere Füllstand unterschritten wird.

  • Verbindungstellen inspizieren. Leckagen sind nicht nur eine Umweltbelastung. Es besteht auch Gefahr der Mangelschmierung.

  • Überprüfen der Verbrauchergeschwindigkeit. Verändern sich Zylinderausfahrzeiten und -einfahrzeiten oder die Drehzahl des Hydraulikmotors ist das ein Indiz für Verschleiß.

  • Druckabfall eines Verbrauchers. Ursache kann ein nicht zulässiger Verschleiß sein.

  • Sinkt die Filterstandszeit, ist das ebenfalls ein wichtiger Hinweis. Ein größeres Verschleißvolumen macht einen Filter schneller zu. Regelmäßige Filterkontrolle sollte also Pflicht sein.

  • Viele verschleißbedingte Ausfälle sind auf eine Fluidveränderung zurückzuführen. Eine regelmäßige Ölanalyse kann schnell Auskunft geben.

Verschleißverursacher sind oft <br/>hausgemacht!

Das Hydrauliköl hat eine Doppelfunktion. Es muss Kräfte übertragen, aber auch die ganz verschiedenen Reibstellen einer Hydraulikanlage vor Verschleiß schützen. Vorausgesetzt, die Auslegung stimmt und die Betriebsbedingungen entsprechen den Lastannahmen, sind die prognostizierten Standzeiten zu erreichen. In der Hektik des Betriebsaltages können sich aber einige Fehler einschleichen, die gravierende Systemauswirkungen haben.

1. Ölverschmutzung mit abrasiven Partikeln

Besonders bei Bau-, Land- und Forstmaschinen birgt jede Fluidnachfüllung die Gefahr einer zusätzlichen Ölverschmutzung. Auch heute wird immer noch ungefiltertes Hydrauliköl bei Wartung und Reparatur verwendet. Die notwendige Ölreinheit ist systemabhängig und kann nicht unbesehen von einer Maschine auf eine andere übertragen werden. Zum Befüllen von Hydraulikanlagen werden spezielle Filtereinheiten angeboten. Es sollte also grundsätzlich nur Öl mit der notwendigen Reinheit eingefüllt werden, egal ob beim Ölwechsel oder beim Ölnachfüllen.

2. Ölvermischungen

Es ist davon auszugehen, dass das Produkt der Erstbefüllung den Leistungs- und Materialanforderungen der Maschine voll entspricht. Wird also das gleiche Produkt bei Wartung und beim Ölwechsel verwendet, dürften keine Probleme auftreten. Kritischer ist es, wenn ein Hydrauliköl eines anderen Herstellers nachgefüllt wird, selbst dann wenn es die gleiche Norm erfüllt. Hydrauliköle nach DIN, zum Beispiel HLP-Öl, sind wohl mischbar. Ob sie in einer Anlage verträglich sind, steht auf einem ganz anderen Blatt. Die Leistungsfähigkeit eines Hydrauliköles wird ganz wesentlich von den eingesetzten Additiven bestimmt. Hier kommen die verschiedensten chemischen Formulierungen zum Einsatz. Wer zwei Produkte vermischt, muss vor allem die Additivverträglichkeit abklären um kein Risiko einzugehen. Eine Additivreaktion kann gravierende Auswirkungen haben, auch auf den Verschleißschutz durch das Hydraulikfluid. Ölvermischungen sind zu vermeiden. Auch wenn HLP Öle verschiedener Hersteller gemischt werden, können sich Unverträglichkeiten einstellen.

3. Systemverschmutzung bei Wartung und Reparaturarbeiten

Wird bei Wartungs- und Reparaturarbeiten unsauber gearbeitet oder werden Ersatzteile eingesetzt die den Reinheitsanforderungen nicht entsprechen, besteht akute Gefahr einer zusätzlichen Verschmutzung des Hydraulikfluids mit harten Partikeln. Grundsätzlich sollen nur Ersatzteile zum Einsatz kommen, die die notwendigen Reinheitanforderungen erfüllen. Das gilt auch für die Einfüllgefäße und für das Fluid selbst. Bei Wartungs- und Reparaturarbeiten ist auf penible Sauberkeit zu achten

4. Bei höherer Temperatur steigt das Verschleißrisiko

Für einen verschleißarmen Betrieb ist eine Mindestviskosität bei Betriebstemperatur notwendig. Nur so ist eine ausreichende Reibpartnertrennung möglich. Mit zunehmender Temperatur sinkt aber die Ölviskosität. Wird der kritische Punkt unterschritten, kommt es zu erhöhtem Materialkontakt und zum Verschweißen der Rauheitsspitzen. Lösen sich die sehr harten „Microschweißstellen“ vom Grundmaterial, so schädigen sie die Reibfläche vieler Bauteile. Mit einer Temperaturüberwachung kann die Gefahr des abrasiven Verschleißes frühzeitig erkannt werden. Eine IR-Kamera ist hierfür gut geeignet. Durch indirekte Messung der Öltemperatur kann die Gefahr des abrasiven Verschleißes gemildert werden Verschleiß an Hydraulikkomponenten kann zu ungeplanten Maschinenstillständen und teuren Betriebsunterbrechungen führen. Wer die Vorboten kennt, kann frühzeitig reagieren. Der Lohn hierfür sind sinkende Kosten und steigende Maschinenverfügbarkeit.

Helmut Winkler

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