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Archiv 11. September 2014

…warum „Diane“ durchs Tal des Todes schleicht?

Vielleicht haben Sie von diesem seltsamen Naturschauspiel schon einmal gehört: Im Tal des Todes geben sich bis zu 350 kg schwere Gesteinsbrocken saisonale Rennen – gar nicht einmal langsam: Ein mittelprächtig beleibter Stein, den amerikanische Forscher auf den Namen Diane tauften, kroch in einem Monat fast einen Kilometer davon. Die noch dickere Mary Ann konnte ob ihrer Leibesfülle mit diesem kolossalem Tempo zwar nicht mithalten und doch erzählen auch ihre Schleifspuren vom Brocken-Sprint im Wüstensand.

Schon seit über hundert Jahren kursieren Geschichten über die wandernden Steine im Death Valley, die sich nur im Winter, nie aber im Sommer, vom Fleck rühren. Niemand wusste bislang, wer oder was sie wirklich antreibt. Da das Gebiet unter Naturschutz steht und selbst von Wissenschaftlern im Winter nicht betreten werden darf, konnten Diane und Co. stets heimlich umherschleichen und das Geheimnis um ihre Bewegungsfähigkeit hüten.

Lange Zeit standen Außerirdische und Schabernack treibende Gesellen unter Verdacht, die Geisterhand zu spielen, die die Steine wie an Marionettenfäden über den Talboden zieht. Der Wind saß ebenfalls von Anfang an als Verdächtiger auf der Anklagebank. Doch Wissenschaftler waren sich einig: das himmlische Kind war zu schwach, um allein für das Nomadentum der Kolosse verantwortlich zu sein.

Die amerikanischen Forscher Richard und James Norris, als Cousins miteinander verwandt, haben nun einen mutmaßlichen Komplizen auf frischer Tat ertappt. Im vergangenen Sommer präparierten sie Steine in passender Gewichtsklasse mit einer Art elektronischer Fußfessel, die über Sensoren und GPS-Systeme jede Bewegung der Versuchskandidaten aufzeichnete und dabei auch Temperatur und Luftfeuchtigkeit maß. Die winterliche Observation führte rasch auf die Spur zu einem ominösen Mittäter. Bei Minustemperaturen betritt Väterchen Frost die Bühne im Death Valley und bettet die Steine auf eine dünne Eisschicht. Die Oberfläche wird so glatt, dass der Wind leichtes Spiel hat, um Gewichtiges vor sich herzutreiben. Geahnt habe man ja schon lange, dass sich Wind und Eis gegenseitig in die Karten spielen, nun aber gebe es handfeste Beweise, um beide zu überführen, heißt es aus Spürnasen-Kreisen.

Rätsel im Death Valley scheint gelöst, trotzdem schließt das Norris-Duo nicht aus, dass Dritte oder Vierte den Steinen zur Flucht verhelfen. Tatverdächtig sind Algen, die ja schon mehrfach für schuldig befunden wurden, Natursteinfliesen mit grünlichem Pelz getarnt und ahnungslose Personen ihrer Kontrollfähigkeit über ihren Bewegungsapparat beraubt zu haben. Eine bewegende Geschichte, finden Sie nicht? Wirklich weltbewegend wäre sie, wenn bald jemand entlarvt würde, der Steine nicht nur zum Gleiten, sondern auch zum Rollen brächte. (Ute Schroeter) 

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