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Studie

Warum uns jetzt eine Kies-Krise droht

Die Bauindustrie hat trotz der Corona-Krise alle Hände voll zu tun. Doch laut einer Studie könnte es bald Lieferengpässe bei der Vorsorgung mit Kies geben.

Eine Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover besagt, dass die Versorgung mit Kies, der als wichtigster heimischer Baurohstoff in Deutschland gilt, zunehmend schwieriger wird. In den vergangenen Jahren habe es erstmals Engpässe im Ruhrgebiet und in Hamburg gegeben, nun hätten sich Lieferschwierigkeiten auch im Raum Mannheim und Karlsruhe sowie Berlin und Potsdam ergeben. Auch Teile Niedersachsens und Bayerns seien betroffen. „Aufträge für größere Baumaßnahmen werden teils nicht mehr angenommen, zuerst Stammkunden bedient und Kiesmengen nach Verfügbarkeit zugeteilt“, berichtet der Hauptautor der Studie, Harald Elsner und ergänzt: „Die Situation wird sich deutschlandweit weiter verschärfen, da die Ursachen fortbestehen.“

Genehmigungen sind das Problem

Nach Angaben des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe könne man in Deutschland zwar noch von keiner Notlage ausgehen, was Kies und Sand angeht, die Ursache des Mangels sei entanden, weil kaum noch neue Abbaugebiete genehmigt werden. Es sei durch das Coronavirus zudem zu Lieferengpässen aus dem Ausland gekommen, die von heimischen Betrieben jedoch aufgefangen werden konnten.

Reich und doch arm

In Deutschland kommt, rein geologisch gesehen, genügend Kies vor. Allerdings kommt uns dieser Reichtum nicht zugute, da nur ein geringer Teil für den Abbau zur Verfügung steht. So sind laut BGR beispielsweise in Baden-Württemberg rund 70 % der Kiesvorkommen bebaut oder liegen in Schutzgebieten. Für Landwirte sei zudem der Ackerbau lukrativer und eine zur Verfügungstellung von Flächen an die Rohstoffindustrie weniger ertragreich. Schon vor einem Jahr gab es seitens der Bauwirtschaft die Warunung, dass im Zeichen des Immobilienbooms mancherorts kein Sand mehr zur Verfügung stehe. Im Vergleich dazu sei die Situation beim Kies allerdings deutlich dramatischer, betont der BGR: „Kies ist aus geologischen Gründen seltener als Sand, der Bedarf aber weitaus höher.“ Die Genehmigung neuer Abbauflächen komme nur schleppend voran, daher werde sich das Problem laut Studie noch verschärfen. Allein in der Region Chemnitz werden in den nächsten zehn Jahren zwölf wichtige Kiessand-Lagerstätten stillgelegt. Ersatzflächen seien jedoch von der Regionalplanung bisher nicht ausgewiesen worden.

Noch herrscht gute Stimmung

Bisher scheint die Branche, was Lieferkapazitäten angeht, noch froh gestimmt. „Unsere Betriebe sind in der Regel nicht sehr personalintensiv. Das kommt uns in dieser Zeit zugute, wo es darum geht, Abstände zwischen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einzuhalten,“ berichtet ISTE-Hauptgeschäftsführer Thomas Beißwenger. Manche Unternehmen hätten Schichten ausgedünnt. Die große Herausforderung sei nun, die Betriebe weiterhin lieferfähig zu halten. Beißwenger: „Die Initiative von Verkehrsminister Hermann, Infrastruktur-Baustellen jetzt möglichst vorzuziehen, ist ausgesprochen lobenswert. Sie hat aber zur Voraussetzung, dass unsere Betriebe der Rohstoffindustrie weiterhin lieferfähig sind.“ Dass die öffentliche Hand trotz Corona pünktlich zahlen muss, hat das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) vorgeschrieben – Corona-Krise hin oder her. Aus den Unternehmen, hieß es, es werde (noch) wie bisher produziert. Auch Stimmen, dass man sich gerade vor Aufträgen nicht retten könne, sind zu vernehmen. Um die hygienischen Vorgaben einzuhalten, werde die Mannschaft, dort wo es geht und wo es notwendig ist, ausgedünnt. Da in der Rohstoff-Produktion und am Bau aber ohnehin entzerrt gearbeitet werden kann, scheint das „Social-Distancing“ kein großes Problem für die Unternehmen zu sein. Die Kunden würden verständnisvoll reagieren, seien jedoch besorgt, ob Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Lieferungen getroffen werden.

Rohstoffe aus Bayern

Der Bayerischen Industrieverband BIV betont, dass die Lieferfähigkeit mit mineralischen Baustoffen in Bayern gesichert sei. „Solange in Bayern auf den Baustellen gearbeitet und somit auch Baustoffe benötigt werden, stellt die bayerische Bau- und Rohstoffindustrie die Versorgung sicher. Zum Teil werden allerdings die Belegschaftsstärken heruntergefahren“, erklärt Dr. Bernhard Kling, Geschäftsführer Bauen im BIV. Der Vorteil der Rohstoffgewinnung sei, dass die Produktion, aber auch der Vertrieb mit relativ geringer Belegschaft umsetzbar ist. Dennoch ist die Anmeldung von Kurzarbeit durchaus ein wichtiges Thema in den Unternehmen. Dagmar Marek-Pregler (Arbeitsrecht und Tarifpolitik im BIV) ergänzt: „Die bayerischen Betriebe der Bau- und Rohstoffindustrie sehen die Situation im Moment noch gelassen, bereiten sich jedoch auf Kurzarbeit vor. Die Befürchtung, dass es so kommen könnte, ist da.“ Fehlendes Personal sei derzeit ein Unsicherheitsfaktor. Zum einen bindet die Kinderbetreuung berufstätige Eltern, zum anderen machen Ausreiseverbote in Polen und Tschechien die Situation im Fertigungsbereich nicht einfacher. „Vielen bereitet Sorge, dass Baustellen geschlossen werden könnten; entweder wegen Zulieferproblemen z.B. beim Stahl, fehlenden Arbeitskräften oder weil es behördlich angeordnet werden könnte“,betont Marek-Pregler.

So geht´s der Baubranche

Dass die Baubranche tatsächlich noch verhältnismäßig wenig unter der Krise leidet, belegt eine Befragung des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH). Demnach sind im Bauhauptgewerbe 45 % und im Ausbaugewerbe 69 % der Betriebe von Umsatzrückgängen betroffen. Das sind die niedrigsten Werte aller befragten Branchen im Baubereich. Auch der Rückgang des Gesamtumsatzes (40 bzw. 44 %) und der Anteil der Stornierungen am gesamten Auftragsbestand (jeweils 34 %) fallen bei den Bau- und Ausbaubetrieben verhältnismäßig gering aus. „Die Arbeiten auf unseren Baustellen können momentan durchgeführt werden. Allerdings ist die Umsetzung der Hygienevorschriften eine Herausforderung“, berichtet Bauunternehmer Wolfgang Schubert-Raab, Geschäftsführer der Raab Baugesellschaft im oberfränkischen Ebensfeld. Fahrten zu Baustellen müssten in separaten Bussen oder mit privaten Fahrzeugen organisiert werden. Seine Mitarbeiter aber seien sehr froh, dass dass sie trotz Krise arbeiten dürfen. Sie würden sich sehr konsequent an die Hygienevorschriften halten. Was die Auftragslage betrifft, nimmt Schubert-Raab eine gewisse Zurückhaltung im privaten Bereich wahr. „Wir hoffen nun, dass die Aufträge der öffentlichen Hand nicht zurückgehalten werden. Auf diese sind unsere Betriebe angewiesen.“

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