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Kommunikation

Wie Frau schlau redet am Bau

Frau kommuniziert anders als Mann – das gilt auch im Job. Hier sind 6 Tipps für Frauen, die sich in die männerdominierte Bauwirtschaft wagen. 

Aufgrund unterschiedlicher Kommunikationsmuster verstehen Männer und Frauen einander nicht immer.

Männer und Frauen sprechen oft eine andere Sprache. Eine Bauunternehmerin hat im Gespräch verraten, worauf Frauen auf dem Bau achten sollten, damit sie von männlichen Kollegen verstanden werden. Sie empfiehlt Frauen zum Beispiel, Klartext zur reden und Erwartungen zu kommunizieren. Außerdem hat sie Tipps, wie Frauen gut mit Wutausbrüchen, Schweigen oder non-verbale Komplimenten umgehen können und wo Frauen von den männlichen Kollegen lernen können.

Verschiedene Kommunikationsmuster

Auch wenn es mittlerweile einige Maurerinnen, Dachdeckerinnen und Elektrikerinnen gibt, der Bau ist noch immer eine Männerdomäne. Sprachlich geht es dort manchmal anders zu. Daran musste sich auch die Betriebswirtin Heike Eberle gewöhnen, als sie vor sechs Jahren den Betrieb von ihrem Vater übernommen hat. Im Gespräch hat die Geschäftsführerin der Otto Eberle GmbH & Co. KG verraten, welche Erfahrungen sie auf dem Bau gemacht hat und welche Kommunikationstipps sie für Frauen auf der Baustelle hat.

Tipp 1: Klartext sprechen

„Frauen sprechen oft um den heißen Brei herum und sagen nicht klar, was sie eigentlich wollen“, sagt Eberle. Erteilen sie zum Beispiel einen Arbeitsauftrag, nutzen Frauen oft weiche Formulierungen wie „Könntest du mal …“ oder „Wärst du so lieb …“. Problematisch daran sei, dass männliche Kollegen hinter solchen Formulierungen meist keinen wichtigen Arbeitsauftrag erkennen. Deshalb rät die Unternehmerin Frauen, klar auf den Punkt zu formulieren, was sie wollen. Bei Arbeitsaufträgen zum Beispiel seien Formulierungen wie „Bitte, Wand mit KSL 11,5 mauern“ und „Bitte bis morgen erledigen!“ besser geeignet.

Tipp 2: Nichts stillschweigend erwarten, sondern kommunizieren

Frauen haben manchmal ganz konkrete Erwartungen. Das Problem daran: Oft kommunizieren sie diese Erwartungen nicht, weil sie das nicht für nötig halten. Frust ist deshalb meist vorprogrammiert, weil die Erwartungen dann nicht erfüllt werden. Heike Eberle hat das in ihrem Betrieb schon mit schweren Paketen erlebt, die einfach auf der Treppe zum Büro abgestellt wurden: „Da habe ich immer gedacht, die könnte mal jemand hochtragen, doch passiert ist das nie.“ Anstatt sich darüber regelmäßig zu ärgern, hat sie irgendwann ihre Strategie geändert: „Ich spreche jetzt Mitarbeiter gezielt an und bitte sie bei schweren Paketen um Hilfe“, sagt die Unternehmerin, die auch durch den Bau-Podcast bekannt ist.

Tipp 3: Kurze Wutausbrüche schweigend hinnehmen

Geht auf der Baustelle etwas schief, kommentieren Männer das schon mal mit lautstarken Kommentaren. „Frauen empfinden es oft als unangenehm, wenn Männer so plötzlich aus der Haut fahren“, sagt Eberle aus eigener Erfahrung. Doch mittlerweile weiß die Unternehmerin, dass solche Ausbrüche meist genauso schnell vorübergehen wie sie gekommen sind. Sie rät Frauen, kleine Wutausbrüche hinzunehmen und bei Bedarf kurzzeitig für räumliche Distanz zu sorgen. Dem männlichen Kommunikationsverhalten kann die Unternehmerin inzwischen etwas abgewinnen: „Es ist auf jeden Fall gesünder, den Frust mal kurz rauszulassen als alles runterzuschlucken, wie es Frauen oft machen.“ Daher ist sie überzeugt, dass Frauen durchaus manchmal von den männlichen Kollegen lernen könnten.

Tipp 4: Ich-Botschaften statt Vorwürfe

Wenn Frauen etwas nicht passt, haben sie schnell einen vorwurfsvollen Ton drauf. Laut Eberle lässt sich das durch Ich-Botschaften vermeiden. Wie das funktionieren kann, erläutert sie an einem Beispiel aus ihrem Betriebsalltag: Haben ihre Mitarbeiter für einen Auftrag länger gebraucht als geplant, versucht sie den Grund dafür herauszufinden. Aber sie vermeidet die Frage: „Warum habt ihr solange gebraucht?“ Denn in einer solchen Frage schwinge schnell der Vorwurf mit, dass die Mitarbeiter etwas falsch gemacht haben. Folge: Sie mauern im Gespräch. Deshalb versucht es die Unternehmerin mit Ich-Botschaften wie „Ich bin enttäuscht, dass Ihr so lange gebraucht habt. Gibt es Gründe dafür? Laut Eberle öffnen solche Fragen das Gespräch: „Es gibt viele mögliche Ursachen für Verzögerungen. Die würden die Mitarbeiter bei einer solchen Frage dann eher erläutern.“

Tipp 5: Schweigsame Männer nicht mit Fragen bombardieren

Manchmal sind männliche Kollegen sehr wortkarg und wirken regelrecht stinkig. Für Frauen ist das laut Eberle meist nicht angenehm. Denn ihnen sei in der Regel nicht nur die Arbeit wichtig, sondern auch eine gute Beziehung zu den Kollegen. Deshalb neigten Frauen dazu, Fragen zu stellen, um herauszufinden was los ist. Doch die Unternehmerin rät Frauen, dabei nicht zu übertreiben: „Wenn auf die erste Frage keine Antwort kommt, ist es besser, abzuwarten.“ Ein paar Stunden später oder am nächsten Tag sehe die Welt meist ganz anders aus. Ihrer Erfahrung nach, öffnen sich Männer nach einer Weile von alleine und beantworten dann womöglich auch die nicht beantwortete Frage.

Tipp 6: Non-verbale Komplimente annehmen

Ob Frauen mit engem Top oder freien Beinen - auch auf dem Bau quittieren Männer einen solchen Anblick manchmal mit einem Pfeifen oder schauen der Frau hinterher. „Auch wenn das völlig harmlos ist, behagt das nicht jeder Frau“, meint Eberle. Sie selbst hat in ihrer Anfangszeit etwas gebraucht, um ein gutes Gefühl dafür zu entwickeln: „Letztendlich drücken Männer durch solches Verhalten nur aus, dass sie eine Frau attraktiv finden“, sagt die Unternehmerin heute. „Das ist ein schönes Kompliment, das man einfach annehmen kann.“ Anna-Maja Leupold

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