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Archiv 17. Dezember 2013

Zentimetergenaues Bohren im Hafen Rotterdam

Maasvlakte 2 ist ein Projekt zur Erweiterung des Hafens Rotterdam, dem größten Containerhafen Europas. Hier wurde kürzlich zentimetergenau gebohrt.

Ein 5 m langes Fhrungsrohr sorgte dafr, dass sich das Bohrgert zwecks Bohrstabilitt auf der Betonflche absttzen konnte.
Ein 5 m langes Fhrungsrohr sorgte dafr, dass sich das Bohrgert zwecks Bohrstabilitt auf der Betonflche absttzen konnte.
Die Bohrarbeiten im Hafen von Rotterdam wurden von einem Ponton ausgefhrt.Foto: Foto: ML-Bohrtechnik

Maasvlakte 2 ist ein Projekt zur Erweiterung des Hafens Rotterdam, dem größten Containerhafen Europas. Da die vorhandenen Hafenflächen laut langfristiger Prognosen an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen werden, hat man sich dazu entschieden, mit diesem Projekt eine Erweiterung der Hafenflächen durch Neulandgewinnung von 5 000 auf
8 000 ha umzusetzen. Mit der Hafenerweiterung sollen sowohl Aspekte der wirtschaftlichen Hafenentwicklung als auch der ökologischen Raumentwicklung miteinander kombiniert werden.

Die Firma ML-Bohrtechnik mit Sitz in Essen erhielt den Auftrag der Bohrarbeiten zur Erweiterung des Terminals am Missouriweg. Hier betreibt die Firma Emo das größte Schüttgutterminal Europas. Von überall aus der Welt kommen die größten Schiffe mit Kohle und Erz, um an diesen Kai weitgehenst automatisiert schnell
und sorgfältig entladen zu werden.

Die Aufgabenstellung für die ML-Bohrtechnik war, die etwa 5 m unterhalb der Sandfläche liegende Betonplatte von ca. 20 m Breite, 800 m Länge und 1,5 m Dicke so mit Bohrlöchern zu perforieren, dass der Beton nach dem Sprengen klein zerbröselt ist und die Bewehrung frei von Betonanhaftungen aus dem Hafenbecken gebaggert werden kann. Die Schwierigkeit bestand darin, die Sandschicht zu durchbohren, ohne dass die Bohrlöcher immer wieder zufallen. Die ersten Probebohrungen hatten ergeben, dass die Eigenfeuchtigkeit des Sandbettes so hoch war, dass die Bohrlöcher absolut stabil waren und nicht zusammenfielen. Die Bohrlochtiefe im bewehrten Beton sollte schließ-
lich 1,2 m betragen. Nach der Fertigstellung eines Bohrloches waren dann Kunststoffrohre einzubringen, um Sprengstoff und Zünder problemlos platzieren zu können.

Diese Art der Beseitigung der Betonplatte wurde von der Auftraggeberseite allerdings verworfen. Da die Kaimauer bereits eine Öffnung zum Hafenbecken hatte, war damit zu rechnen, dass durch die Sprengerschütterung und Vibration das Sandbett in Bewegung gerät und ins Hafenbecken rutscht, wodurch eine Flutwelle ausgelöst werden könnte, die enorme Schäden im Hafen anrichtet und ihn über Monate blockiert.

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Neue Lösung erfordert Änderungen am Konzept

Schließlich kam die zweite Lösung zum Entfernen der Betonplatte zum Tragen. Das komplette Sandbett wurde auf einer Länge von 800 m ausgebaggert und abtransportiert, die alte Kaimauer mit Betonzangen entfernt und die Abbaufläche komplett geflutet. Nun mussten die Bohrarbeiten von einem Ponton ausgeführt werden. Hierzu bedurfte es nicht unerheblicher Änderungen am Konzept. Das Bohrgerät musste mit einem ca. 5 m langen Führungsrohr versehen werden um sich unter Wasser auf der Betonfläche abstützen zu können und die Stabilität zum Bohren zu gewährleiten. Zusätzlich war dieses Führungsrohr teleskopierbar auszugelegen, um den Ausgleich zwischen Hoch- und Niedrigwasser zu überbrücken. Da man auf der Wasseroberfläche natürlich keine Bohrlöcher anzeichnen kann, wurde die Bohreinheit mit einem zentimetergenau arbeitenden GPS-System ausgerüstet, um die Bohrlafette so exakt ausrichten zu können. In einer auf dem Ponton eigens eingerichteten “Kommandozentrale“ konnten die Bohrgeräte Tag und Nacht genauestens überwacht werden um die genaue Positionierung der Bohrlöcher zu gewährleisten.

Nach Abbohren eines Bohrloches wurden Sprengstoff und Znder durch das Fhrungsrohr eingebracht.Foto: Foto: ML Bohrtechnik

In einem Zeitraum von maximal fünf Monaten sollten nun ca. 12 000 Bohrlöcher erstellt werden, was den Einsatz von zwei leistungsstarken Bohrgeräten notwendig machte. Es wurde 24 Stunden rund um die Uhr gearbeitet, um die Stillstandzeiten durch die Sprengarbeit und durch Ebbe und Flut zu kompensieren. Die Bohrarbeiten wurden durch die teilweise bis 30 mm dicke Armierung erheblich erschwert und trieben den Verschleiß an den speziell für diesen Einsatz hergestellten Bohrkronen in die Höhe. Nach Abbohren eines Bohrloches wurde das Bohrgestänge herausgezogen und Sprengstoff und Zünder durch das Führungsrohr eingebracht. Zusätzlich mussten die Bohrlöcher oben verschlossen werden, damit der Sprengstoff nicht aufschwimmen konnte.

Wegen mglicher lverluste durch das Platzen von Schluchen wurden beide Bohrgerte auf Bio-l umgerstet.Foto: Foto: ML Bohrtechnik

Wegen möglicher Ölverluste durch das Platzen von Schläuchen waren aus Sicherheitsgründen die Bohrgeräte auf Bio-Öl umgerüstet worden. Zur Absicherung und Minimierung von Ausfallzeiten standen zu jeder Zeit ein komplettes Bohrgerät und ein zusätzlicher Bohrhammer zur Verfügung. Trotz aller Schwierigkeiten und Anlaufproblemen wurden die Bohrarbeiten vier Wochen früher als geplant erfolgreich beendet. Das war zum einen auf die absolut zuverlässigen und leistungsstarken Sandvik-Bohrgeräte DP 900i + DP 1100i und zum anderen auf die gut motivierten und einsatzbereiten Mitarbeiter der ML-Bohrtechnik zurückzuführen.

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