Tarifverhandlungen Bau gescheitert: Schlichtung kommt
Die Tarifverhandlungen Bau 2024 sind nach der 3. Runde gescheitert. Nun soll eine Schlichtung helfen. Scheitert diese ebenfalls, kann es zu Streiks kommen.
Die Arbeitgeberseite (Zentralverband des Deutschen Baugewerbes gemeinsam mit dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie) hatte der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt in der Verhandlung ein zweites Angebot vorgelegt. Dieses sah eine Lohnerhöhung von 3,3 % für 2024 und 3,2 % für 2025 vor. Zuvor wurden 3 % mehr für die ersten 12 Monate und weitere 3 % für die darauffolgenden Monate geboten. Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) beharrte dennoch auf ihrer Forderung von 500 Euro monatlicher Entgelterhöhung, was laut Arbeitgeberseite einer Steigerung von bis zu 22,5 % entspricht.
„Die Arbeitgeber waren nicht bereit, uns ein verhandlungsfähiges Angebot auf den Tisch zu legen“, so Carsten Burckhardt, Bundesvorstandsmitglied der IG Bau. „Zweimal etwas über 3 % mehr Einkommen auf 24 Monate gleichen die immens gestiegenen Lebenshaltungskosten in den vergangenen Jahren und Monaten einfach nicht aus. Da muss noch deutlich etwas draufgelegt werden“, sagt Carsten Burckhardt. Die IG Bau fordert insgesamt 500 € mehr Lohn und Ausbildungsvergütung pro Monat mit einer Laufzeit von einem Jahr – und zwar für alle rund 930.000 Beschäftigten im Bauhauptgewerbe.
Mehrere Baubranchen im Aufwind
„Deutschland steckt in einer heftigen Baukrise. Viele Bauunternehmen im Wohnungsbau, dem größten Bausektor, haben mit massiven Auftragsrückgängen zu kämpfen. Die Gewerkschaft ignoriert diese baukonjunkturelle Realität komplett und hält weiter an ihrer Hauptforderung fest“, erklärte Uwe Nostitz, Verhandlungsführer der Arbeitgeber und Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB).
Das Argument der Arbeitgeberseite, dass es der Bauwirtschaft durchweg schlecht gehe, weist Carsten Burckhardt zurück. Dies sei nicht korrekt, schließlich seien der Tiefbau, der Infrastrukturbau sowie der öffentliche Bau im Aufwind, heißt es in einer Pressemitteilung der IG Bau. Nur die Auftragslage im Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern schwächele. Wobei auch hier Wirtschaftsprognosen laut IG Bau mit einem erneuten Aufschwung für das laufende Jahr rechnen. „Ich verstehe es einfach nicht“, fährt Carsten Burckhardt fort, „wie kann man in Zeiten des Fach- und Arbeitskräftemangels so hartleibig sein. Die Baubranche muss attraktiv bleiben, sonst wenden sich die Beschäftigten ab und gehen in andere Berufe. Dabei sehen wir tagtäglich, was in Deutschland alles gebaut und instandgesetzt werden muss.“
Tarifverhandlungen von Protest begleitet
In ganz Deutschland sollen zahlreiche Baubeschäftigte die Tarifverhandlungen mit „aktiven und kämpferischen Mittagspausen“ begleitet haben. So sollen sich allein in Wiesbaden vor dem Verhandlungshotel rund 500 Frauen und Männer mit Warnwesten, Bauhelmen und Trillerpfeifen versammelt haben. „Wir haben uns ein kräftiges Lohnplus verdient, wenn es notwendig wird, werden wir streiken“, verkündeten sie laut IG Bau lautstark.
Schlichtung bei den Tarifverhandlungen Bau
Da beide Seiten die Tarifverhandlungen für den Bau vorerst als gescheitert sehen, rufen die Beteiligten nun die Schlichtung an. Bereits in der Woche vom 15. bis 19. April könnte die Schlichtung stattfinden. Scheitert die Schlichtung hingegen, drohen Streiks. (MSM/MAI/RED)
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