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Archiv 9. April 2018

Baustoff-Briefing

Der Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg e.V. (ISTE) hat im Februar den 7. Baustoff-Technik-Tag veranstaltet. Im Mittelpunkt standen aktuelle Themen des regionalen Straßenbaus, Straßenbaukonzepten aus Beton, Bauproduktnormen und Bauordnungsrecht sowie zukunftsweisende Aspekte wie nachhaltige Baustoffe und Industrie 4.0.

Referenten und Organisatoren des 7. Baustoff-Technik-Tages (v.l.n.r.):  Andreas Tuan Phan, Dr. Michael Aufrecht, Dr.-Ing. Gerhard Scheuermann , Dr.-Ing. Leyla Chakar, Prof Dr.-Ing. Albert Daniels, Theresa Platz, Siegfried Riffel und Thomas Beiwenger.
Referenten und Organisatoren des 7. Baustoff-Technik-Tages (v.l.n.r.): Andreas Tuan Phan, Dr. Michael Aufrecht, Dr.-Ing. Gerhard Scheuermann , Dr.-Ing. Leyla Chakar, Prof Dr.-Ing. Albert Daniels, Theresa Platz, Siegfried Riffel und Thomas Beiwenger.

Mehr als 100 Verantwortliche aus den Branchen Sand und Kies, Naturstein und Beton sowie Anwender dieser Baustoffe waren der Einladung in das Haus der Baustoffindustrie in Ostfildern gefolgt. „Nutzen Sie den Tag auch zum intensiven technischen Austausch untereinander“, unterstrich der Präsident des Industrieverbandes Steine und Erden Baden-Württemberg e.V. (ISTE) Peter Röhm.

Über die richtige Ausschreibung von Baustoffen informierte die neue ISTE-Referentin der Fachgruppe Naturstein, Theresa Platz. Viele Fehler lassen sich schon allein dadurch vermeiden, indem man auf dem Laufenden ist, was die Regelwerke anbelangt. Dann kommt es auf die richtige Auslegung des Regelwerkes bei der Anwendung des STLK an. „Sie müssen auf gültige Regelwerke verweisen, veraltete Begriffe vermeiden und lokale Anforderungen berücksichtigen“, machte sie deutlich. Produktneutral laute hier das Zauberwort.

Über den aktuellen Stand der regelwerkskonformen Anforderungen an Gesteinskörnungen informierte Dr.-Ing. Leyla Chakar. Im historischen Abriss zeigte sie auf, wie es 1964 zur Gründung von ersten Güteschutzorganisationen kam und erläuterte das technische Regelwerk für die Bewertung der Konformität von Gesteinskörnungen im Wandel der Zeit. Derzeit ist eine zweite Neufassung der TL Gestein-StB in Vorbereitung. Sie beinhaltet die technischen Entwicklungen der letzten zehn Jahre sowie die Anpassungen an die Bauproduktenverordnung, die seit Juli 2013 in Kraft ist. „Das Anforderungsniveau der TL Gestein-StB 04/07 bleibt unverändert“, machte die Referentin deutlich. Die überarbeitete Fassung der TL Gestein-StB basiert auf der aktuell gültigen Produktnorm. Derzeit wird geprüft, ob eine Notifizierung des Entwurfs verbunden mit einer dreimonatigen Stillhaltefrist erforderlich ist.

Novellierung des Bauordnungsrechts

Viel Kommunikation ist noch erforderlich, wurde am Ende des Vortrags deutlich, in dem Dr.-Ing. Gerhard Scheuermann vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg die Novellierung des Bauordnungsrechts und die damit einhergehenden neuen bauaufsichtlichen Konzepte darlegte. Als erstes Bundesland hat Baden-Württemberg die Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen umgesetzt, die die Bauregellisten teilweise ersetzt. Die Deklaration der Bauprodukte und die Verwendung der Bauprodukte auf der Baustelle wird umfassend neu geregelt. Die Planer sind aufgefordert, über Anforderungsdokumente dem Baustofflieferanten und dem Baustoffverwender Informationen zur Verfügung zu stellen.

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Braucht die Baubranche ein neues Zertifizierungssystem für nachhaltig hergestellten Beton? Andreas Tuan Phan vom Bundesverband der Deutschen Transportbetonindustrie e.V. (BTB) in Berlin stellte das CSC-Zertifikat (Concrete Sustainability Council) vor, das Unternehmen eine ökologisch, sozial und wirtschaftlich verantwortungsvoll gemanagte Betonproduktion, die auch die Wertschöpfungskette berücksichtigt, bescheinigt. Je nach Zertifizierungsniveau gibt es das Label in Bronze, Silber oder Gold. „Es ist freiwillig. Jeder kann, keiner muss“, so Phan. Das CSC-Zertifizierungssystem beruht auf einer gemeinsamen Initiative der Cement Sustainability Initiative CSI sowie Unternehmen und Verbänden der Zement- und Betonindustrie und von Zertifizierungsinstituten. „Es kommt also von der Bauindustrie und nicht von oben wie das ISO9001“, unterstrich der Referent.

Drohnen und vernetzte Steinbrüche

Prof. Dr.-Ing. Albert Daniels vom Wissenschaftsbereich Georessourcen und Verfahrenstechnik der technischen Hochschule Georg Agricola in Bochum beschäftigte sich mit der Optimierung von Wertschöpfungsketten. „Das A und O ist die Kenntnis der Lagerstätte“, so Daniels. Mit seinen Studenten er daher eine wasserfeste Drohne, die mit GPS ausgestattet ist und den Gewässergrund scannen kann. Sie dürfte für Firmen, die Kies abbauen, interessant sein, denn 10 bis 20 % des Materials bleibt ungenutzt auf dem Seegrund liegen. „Das entspricht ungefähr einem Verlust von 20 bis 30 Mio. t jährlich“, so Daniels. Bisher konnte man vom Schwimmbagger aus nicht erkennen, wohin sich der Kies beim Abbau bewegt. Die Drohne könnte in Zukunft vollautomatisch um den Schwimmbagger kreisen und genaue Daten vom Untergrund liefern. Abbau also ferngesteuert und (fast) ohne menschliches Zutun. 

Prof. Dr.-Ing. Albert Daniels von der TH Georg Agricola verblffte u.a. mit einer wasserfesten Drohne.Foto: Foto: ISTE

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