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BGR-Bericht 8. Januar 2024

Wirtschaft benötigt mehr heimische Rohstoffe

Die Lage auf den internationalen Rohstoffmärkten bleibt angespannt. Das zeigt der neue Bericht zur Rohstoffsituation in Deutschland von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Demnach ist es wichtig, die heimischen Rohstoffe zu fördern.

Deutsche Lagerstätten gewinnen zum größten Teil die in Deutschland benötigten mineralischen Rohstoffe
Deutsche Lagerstätten gewinnen zum größten Teil die in Deutschland benötigten mineralischen Rohstoffe
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Hohe Energiepreise führten laut BGR für das Berichtsjahr 2022 zu einem neuen Höchststand der Ausgaben für Rohstoffimporte. Obwohl die Importmenge um knapp 14 % zurückging, stiegen die Einfuhrkosten um etwa die Hälfte gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt wurden für rund 311 Mrd. € knapp 343 Mio. t Rohstoffe eingeführt. Laut BGR kamen die hohen Kosten unter anderem durch die gestiegenen Ausgaben für Energierohstoffe zustande. Daneben verteuerten sich aber auch Industriemetalle wie Nickel, Aluminium und Zink sowie die Batterierohstoffe Kobalt und Lithium.

Das ist aber noch nicht alles: „Die Rohstoffindustrie ist von der Gewinnung und Aufbereitung über den Transport bis hin zur Veredelung und dem Recycling eine sehr energieintensive Branche. Deshalb stellen die infolge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine stark angestiegenen Strom- und Gaspreise die deutsche Wirtschaft trotz zuletzt leichter Preiserholung vor große Herausforderungen“, erklärt Prof. Dr. Volker Steinbach, Vizepräsident der BGR und Leiter der Rohstoffabteilung.

Unabhängiger werden

„Mit der deutschen Rohstoffstrategie und der Mitwirkung am europäischen Gesetz zu kritischen Rohstoffen verfolgt die Bundesregierung das Ziel, den Beitrag von heimischen Primär- und Recyclingrohstoffen für die Versorgungssicherheit unserer Wirtschaft nachhaltig zu erhöhen“, fährt der BGR-Vizepräsident fort. „Umso wichtiger ist es, dass die Rohstoffwirtschaft in Deutschland eine größere Akzeptanz erfährt und in diesem Zusammenhang das Rohstoffbewusstsein in der Gesellschaft gefördert sowie der Zugang zu Flächen für den Bergbau verbessert wird.“

Ein Blick auf die mineralischen Rohstoffe zeigt, dass diese bereits zum größten Teil aus heimischen Lagerstätten gewonnen werden – insbesondere die Steine- und Erden-Rohstoffe. Im Jahr 2022 produzierten die inländischen Stätten zusammen rund 582 Mio. t mineralische Rohstoffe. Gegenüber dem Vorjahr erfasst der BGR-Bericht dennoch ein Minus von 6,3 %. Die Abnahme gehe aber vorwiegend auf den konjunkturellen Rückgang im Baugewerbe zurück.

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Sand, Kies und gebrochene Natursteine

Geht es rein nach der Menge, waren laut BGR Sand und Kies mit einer verwertbaren Förderung von etwa 253 Mio. t (-8,7  % gegenüber 2021) die wichtigsten mineralischen Rohstoffe, auf die mengenmäßig weit über ein Drittel der heimischen Rohstoffproduktion entfielen. Im Ranking der Menge lagen an zweiter Position die gebrochenen Natursteine mit 210 Mio. t (-4,1  % gegenüber 2021), gefolgt von Braunkohle mit 130,8 Mio. t (+3,7  % gegenüber 2021).

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Betrachtet man allerdings den Wert, setzten sich Erdgas, Erdölgas und Grubengas mit 4,4 Mrd. € an die Spitze. Diese Entwicklung führt die BGR auf die stark gestiegenen Weltmarktpreise zurück. Dahinter lag die Kali- und Kalisalzproduktion mit einem Wert von 3,6 Mrd. €. An dritter Stelle positionierten sich Sand und Kies mit einem Wert von 2,9 Mrd. €. Trotz rückläufiger Gesamtfördermengen lag der Wert der heimischen Rohstoffproduktion insgesamt aufgrund der gestiegenen Rohstoffpreise bei 18,7 Mrd. Euro und damit 38,2 % über dem Vorjahresniveau.

Die Gesamtproduktion von Kies, Sand und gebrochenen Natursteinen lag für 2022 bei etwa 463 Mio. t. Im Vergleich dazu fallen laut BGR die Importe mit etwa 9,7 Mio. t sowie die Exporte mit 19 Mio. t eher gering aus. Nach Angaben der Bundesanstalt lohnt sich ein Transport der Rohstoffe über weite Strecken wirtschaftlich nicht. Gleichzeitig nehmen die Transportstrecken dieser mineralischen Rohstoffe aber zu, da Schwierigkeiten entstehen, neue Abbauflächen zu erwerben und genehmigt zu bekommen.

Kalk-, Dolomit- und Mergelsteine

Für das Berichtsjahr produzierten Steinbrüche und Tagebaustätten in Deutschland etwa 53,3 Mio. t Kalk-, Dolomit- und Mergelsteine inklusive Kreide. Das sind gegenüber dem Vorjahr 2021 etwa 5,1 % weniger. Hinzu kommen für das Jahr 2022 schätzungsweise 98,7 Mio. t Karbonatgesteine in Form von gebrochenen Natursteinen.

Quarz, Quarzsand und -kies

Die deutsche Produktion von Quarzsanden und -kiesen betrug laut dem Bundesverband Mineralische Rohstoffe im Jahr 2022 etwa 10,5 Mio. t. Das entspricht einem Minus von 1,9 % gegenüber dem Vorjahr. Der Export von Quarzsand lag bei weniger als 0,9 Mio. t. Rund 14.000 t der bundesdeutschen Quarzproduktion wurden für die Herstellung von Roh- bzw. Ferrosilizium genutzt

Erwartungen für 2023

Für das Jahr 2022 verzeichnete die deutsche Wirtschaft noch ein Wachstum von 1,8 %. Allerdings wird für das Folgejahr 2023 ein Rückgang der deutschen Wirtschaft um 0,6 % erwartet. Deutschland muss in Zukunft unabhängiger von Rohstoffimporten werden, diese wirken sich sonst laut BGR negativ auf die deutsche Wirtschaft aus.

Die von der Europäischen Kommission angestrebte  Dekarbonisierung der europäischen Wirtschaft und Gesellschaft erfordert einen steigenden Bedarf an Rohstoffen – besonders mit Blick auf die Ziele der Verkehrs- und Energiewende. Dieser Mehrbedarf wird laut BGR trotz gesteigertem Recycling zu einem überwiegenden Teil mit Primärrohstoffen gedeckt werden müssen. Deswegen setzt sich die Bundesregierung auch für eine lokale Gewinnung von benötigten Rohstoffen ein.

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