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Archiv 1. März 2016

Dumme Rohre – intelligente Netze?

Bei der 30. Auflage des Oldenburger Rohrleitungsforums war vieles wie sonst: U.a. war das „Klassentreffen der Branche“ wie immer gutbesucht. Und bis zum letzten Quadratzentimeter genutzte Ausstellungsflächen sowie bis auf den letzten Sitzplatz gefüllte Vortragssäle lassen erahnen, dass die Tagung auch im vierten Jahrzehnt ihres Bestehens ein Pflichttermin im Tiefbau-Jahreskalender bleiben dürfte.

Dumme Rohre ? intelligente Netze. Um dieses Thema kreiste die Diskussion der Experten auch whrende der Pressekonferenz (v.l.): Dipl.-Ing.Axel Reich, Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband, Dr.-Ing. Dirk Waider, Vorstand Gelsenwasser, Thomas Martin, M
Dumme Rohre ? intelligente Netze. Um dieses Thema kreiste die Diskussion der Experten auch whrende der Pressekonferenz (v.l.): Dipl.-Ing.Axel Reich, Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband, Dr.-Ing. Dirk Waider, Vorstand Gelsenwasser, Thomas Martin, M

Auch mit einer Reihe von Neuerungen konnten die Organisatoren beim Jubiläum aufwarten – und das gewissermaßen gleich von Anfang an: Die traditionelle Eröffnungsveranstaltung etwa hatte man auf den Vorabend des ersten eigentlichen Veranstaltungstages am 11. Februar vorgezogen, und erstmalig fand der Auftakt für die zweitägige Veranstaltung auch nicht in den Räumen der Jade Hochschule statt, sondern im Festsaal des Oldenburger Renaissanceschlosses. Den traditionell für die Eröffnung genutzten Lichthof hatte man, auch dies ein Novum, kurzerhand zur zusätzlichen Ausstellungsfläche umgewidmet und für Sonderveranstaltungen gerüstet: Dort fand die Diskussion im Lichthof statt, bei der Fachleute aus den Bereichen Rohrleitungsbau, unterirdische Infrastruktur und Anlagenbau über die Möglichkeiten und die sich daraus ergebenen Chancen des Building Information Modeling für die Bauwirtschaft der Zukunft diskutierten. Die Vorstellung der vielfältigen Aktivitäten des Iro sowie des Engagements der „Prof.-Lenz-Stiftung“ gehörten zu den weiteren Highlights, mit denen der Lichthof aufwarten konnte.

Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Praxis

In seiner Begrüßung warf Prof. Thomas Wegener, Vorstandsmitglied des Instituts für Rohrleitungsbau an der Fachhochschule Oldenburg e. V., Geschäftsführer der Iro GmbH Oldenburg und Vizepräsident der Jade Hochschule, einen Blick zurück auf die Anfänge der Veranstaltung. Angesichts der Tatsache, dass 2016 über 350 Unternehmen mehr als 3.000 Gästen aus dem In- und Ausland ihre Leistungen und Neuheiten präsentierten, sei es nur noch „schwer vorstellbar“, dass man auf dem ersten Oldenburger Rohrleitungsforum gerade einmal zehn Aussteller und knapp 100 Gäste begrüßt habe. Nicht nur die Besucherzahlen sind gestiegen, auch der Charakter der Veranstaltung hat sich mit den Jahren gewandelt. Das von Prof. Joachim Lenz aus der Taufe gehobene Rohrleitungsforum ist inzwischen längst nicht mehr nur eine technisch orientierte Wissenstransfer-Einheit, sondern hat sich als Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Praxis etabliert, die „auch ein gesellschaftspolitisches Gesicht“ hat, so Wegener: „Die Digitalisierung der Welt macht auch vor unserer Unterwelt nicht halt.“ Mit dem Motto der diesjährigen Veranstaltung „Dumme“ Rohre – „Intelligente“ Netze hat man sich übrigens bewusst für eine plakative thematische Klammer entschieden.

Klassentreffen und Kontaktbörse

Wie weitgefasst die ist, bekräftigte auch Prof. Dr.-Ing. Manfred Weisensee, Präsident der Jade Hochschule. Es geht bei der Veranstaltung längst nicht mehr ausschließlich um den Rohrleitungsbau, dementsprechend sind auch nicht mehr nur Tiefbauunternehmen vertreten. Das Rohrleitungsforum ist „eine besondere Veranstaltung in besonderem Ambiente“, so Weisensee.

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Forum wird internationaler

Mit den für das Gelingen der Energiewende wichtigen Parametern und der Bedeutung der Rohrleitungsnetze in diesem Kontext beschäftigte sich der Vortrag von Olaf Lies, Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Hannover. „Was wir hier heute diskutieren, hätte man vor 30 Jahren nicht diskutiert.“ Mit diesen Worten machte Lies die ungebrochene Aktualität der Veranstaltung deutlich. Gleichzeitig lobte er die Jade Hochschule als den richtigen Veranstaltungsort, der die enge Verzahnung von Wirtschaft und Wissenschaft ermögliche: „Wir brauchen eine noch engere Vernetzung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft – gerade für kleine und mittelständische Betriebe sind die Hochschulen und Fachhochschulen, die nah an der Umsetzung sind, wichtige Partner.“ Quasi im Vorbeigehen schlug der Minister dann noch einen neuen Titel für die Veranstaltung vor, der in seinen Augen dem Stellenwert besser gerecht wird: „Es müsste eigentlich ‚30. Internationales Oldenburger Rohrleitungsforum’ heißen – ich glaube, manchmal sind wir mit dem, was wir machen, einfach zu bescheiden.“

So weitgespannt der thematische Bogen der Vorträge am Eröffnungsabend war, so breitgefächert und facettenreich präsentierten sich auch die zwei Tage der eigentlichen Veranstaltung am 11. und 12. Februar, in deren Fokus insbesondere Modelle, Simulation und Steuerung von Infrastrukturen standen – Begrifflichkeiten, die deutlich machten, wie aus scheinbar dummen Rohren intelligente Netze werden können. Wie immer gab es eine Fülle von hochinteressanten und aktuellen Vorträgen und den gewohnt intensiven Austausch, der für neue und wichtige Impulse sorgen wird. Die Mischung aus bewährten Elementen wie Fachvorträgen, begleitender Ausstellung und dem zum Tagesordnungspunkt mit Kultstatus avancierten „Ollnburger Gröönkohlabend“ kam bei Besuchern und Ausstellern jedenfalls wieder gut an. Es war letztendlich so, wie es immer war: eng, laut, höchst interessant und teilweise auch emotional. In diesem Sinne alles irgendwie wie in jedem Jahr; aber trotzdem auch ein bisschen anders: Es war ein Start ins vierte Jahrzehnt des Oldenburger Rohrleitungsforums, wie er besser nicht hätte sein können. Die Branche darf also gespannt sein, wie das Motto des 31. Oldenburger Rohrleitungsforums lauten wird, das am 9. und 10. Februar 2017 stattfinden wird.

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