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BIM im kommunalen Verkehrswege- und Tiefbau 4. November 2020

MTS demonstriert live, wie es geht

Was kann BIM im kommunalen Verkehrswege- und Tiefbau schon heute leisten? Im Prinzip alles! Dies demonstrierte MTS Mitte Oktober rund 300 Teilnehmern am Firmensitz in Hayingen.

Inhaltsverzeichnis

Leitgedanke der Leistungsschau für BIM im kommunalen Verkehrswege- und Tiefbau (K-VTB) war es, die BIM-Idee auf ihre wichtigsten Puzzlesteine runterzubrechen. So konnten die bereits bestehenden Umsetzungsmöglichkeiten mit Fokus auf die besonderen Anforderungen im K-VTB verständlich und praxisnah dargestellt werden. Dabei wurden alle am Bauprozess Beteiligten einbezogen.

Parcours mit 13 Stationen

Die in moderierte Kleingruppen aufgeteilten Teilnehmer rotierten im 20-Minuten-Takt über den Leistungsschau-Parcours und hatten an den insgesamt 13 Stationen ausführlich Gelegenheit, sich ihr eigenes Bild zu machen.

Wie jede Veränderung erfordert auch die Digitalisierung ein Umdenken, das auf Ängste, Vorbehalte und Widerstände stößt, die man nur auflösen kann, indem man jeden Einzelnen genau hier abholt. Oder, wie es MTS-Vorstandsvorsitzender Rainer Schrode formulierte: „Digitalisierung fängt immer im Kopf an, und der wichtigste Schlüssel für ihre erfolgreiche Umsetzung ist die persönliche Begeisterung aller am Bauprozess Beteiligten. Darum ist es so entscheidend, dass jeder aus dem Big Picture ein eigenes Bild macht.“

Welche Voraussetzungen benötigt BIM?

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Unter welchen Voraussetzungen modellbasiertes Bauen für kleinere Bauunternehmen, Ingenieurbüros und Kommunen schon heute umsetzbar ist, stellte Schrode bereits im letzten Jahr mit Deutschlands erster Modellbaustelle für BIM im K-VTB im Schwäbischen Erbstetten unter Beweis. Ausgangspunkt für die Idee der diesjährigen Leistungsschau war sein Wunsch, aktuelle Weiterentwicklungen aufzuzeigen, die aufgezeigten Möglichkeiten noch greifbarer zu machen und ebenso konkret wie praxistauglich auf das Parcours-Beispiel Straßenbau runterzubrechen. Angefangen wurde bei der Planung und den Auftraggeber-Informations-Anforderungen (AIA), im Rahmen derer Auftraggeber, Bauunternehmer und Planer gemeinsam definieren, was sie für die Planung, den Bau und die Unterhaltung des Bauwerks konkret benötigen und in welcher Tiefe die Informationen für die jeweiligen Anwendungsfälle abzubilden sind. Eine Art gemeinsam erstelltes Lastenheft also.

Daten gemeinsam sammeln und nutzen

Der Parcours führte weiter vorbei am gemeinsamen Projektraum und dem Bauabwicklungsplan (BAP). Dieser legt fest, wie genau was genau wann genau auf welcher Grundlage umzusetzen und zu dokumentieren ist. „Denn beim modelbasierten Bauen gilt es, eine im Laufe des Projektgeschehens immer größer werde Menge an Informationen zu sammeln, zu verwalten und allen Prozessbeteiligten in zielführender Weise zugänglich zu machen", erläuterte Schrode. Dabei sei jeder Prozessbeteiligte gleichzeitig Nutzer und Autor dieses Modells. So beispielsweise der Geräteführer, der beim Aufnehmen von Homogenbereichen oder Infrastrukturleitungen mit seinem Löffel als „BIM-Autor“ agiert. Beim profilgerechten Einbau entlang der Oberflächenkonturen des virtuellen Bauwerkmodells wird er dann wieder „BIM-Nutzer“. Ebenso wie der Planer, der am Ende der Prozesskette das fertige Bauwerk nicht mehr komplett neu aufmessen muss, sondern das Ausführungsmodell als Grundlage für seine Abrechnung nutzen kann und – wenn überhaupt –nur noch einzelne Lagen und Höhen prüfen muss.

„BIM-Autoren“ und „BIM-Nutzer“

Die Rollen wechseln in der Prozesskette ständig weiter: So ist der Geräteführer beispielsweise bei der Qualitätssicherung wieder „BIM-Autor“, indem er über das sauber aufeinander abgestimmte Zusammenspiel aus 3D-Baggersteuerung und Anbauverdichter Verdichtungsgrad und Tragfähigkeit während des Verdichtungsprozesses automatisch misst und dokumentiert.

Der letzte BIM-Nutzer in diesem Zirkel ist der Auftraggeber, der im Ergebnis nicht mehr nur wie bisher ein Stück Straße oder Infrastruktur erhält, sondern auch ein Bauwerksmodell mit sämtlichen Informationen, also echtes „Datengold“ für den folgenden Zirkel der Bewirtschaftung und Unterhaltung des Bauwerks.

Weiterbildung zum BIM-Baustellen-Manager

Um allen Prozessbeteiligten den mit dem Leistungsschau-Parcours veranschaulichten Weg zu ebnen, entwickelte MTS unter Federführung von Ausbildungsleiter Tobias Hesse eine bislang einmalige und in ihrem Grundmodul BIM Basic durch Building Smart und VDI zertifizierte Weiterbildung zum „BIM-Baustellen-Manager für kommunalen Verkehrswege- und Tiefbau“. Die darauf aufbauende nebenberufliche Qualifizierungsmaßnahme BIM Professional vermittelt ihren Teilnehmern im Rahmen von 10 Monaten das nötige Expertenwissen, um BIM-Prozesse zu verstehen und im eigenen Unternehmen erfolgreich anleiten und umsetzen zu können.

Plädoyer für eine neue Baukultur

Wer am Ende des Leistungsschau-Parcours angekommen ist, begreift, dass BIM wenig bis gar nichts mit irgendeiner Software-Lösung zu tun hat, sondern in erster Linie eine völlig neue Form der Baukultur darstellt, bei der das Herzstück das Miteinander, die Kommunikation, der Austausch und die Transparenz zwischen allen Prozessbeteiligten ist.

Schrode beendete den Rundgang mit dem dringenden Aufruf an jeden Einzelnen, schon heute neue Wege zu wagen. Denn der BIM-Stufenplan rücke näher und würde jeden einholen, der sich damit nicht rechtzeitig auseinandersetzt. Das gelte für alle am Bauprozess Beteiligten. Ganz abgesehen von den vielen wirtschaftlichen Vorteilen auch im Hinblick auf Terminsicherheit und Effizienz sowie auf die gesteigerte Attraktivität von Arbeitsplätzen, die letztlich für alle Prozessbeteiligten Thema ist.

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