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Archiv 18. Februar 2016

Cat-Bagger mit Tiefgang

Der Diabas-Steinbruch Reichenbrecher & Rentsch hat seine Abbaumethode auf Cat-Tieflöffelbagger umgestellt. Die Baumaschine hantiert mit einer Knäpperkugel, die zwischen zwei Baggerzähnen eingeklemmt wird.

Ob in der Rohstoffgewinnung ein Hoch- oder Tieflöffelbagger eingesetzt wird, richtet sich nicht nach dem individuellen Geschmack, sondern nach der vorherrschenden Geologie und der Abbautechnologie. Im Diabas-Steinbruch Reichenbrecher amp; Rentsch baut ein Hydraulikbagger den Rohstoff nun auf der letzten Sohle mitunter aus dem Wasser heraus ab. Der Betrieb will beim Abbau weiter in die Tiefe vordringen und zwar um zusätzliche 14 m, sodass der tiefste Punkt bei 50 m erreicht ist. Bislang übernahm das Laden ein Hochlöffelbagger vom Typ Cat 365 – doch die Umstellungen beim Abbau machen einen Tieflöffelbagger zur besseren Wahl. Darum wurde in einen Cat 374F investiert.

Er wurde in der Ausführung ME von Herbert Behringer, Verkaufsrepräsentant der Zeppelin Niederlassung Erlangen, geliefert. Hinter der Abkürzung ME steht ein 7 m langer Ausleger in Verbindung mit einem rund 3 m langen Stiel, der in dieser Kombination bessere Leistung bei harten Materialien wie Gestein der Kategorie Diabas erzielen soll und auf Massenumschlag ausgerichtet ist. Aufgrund der speziellen Ausleger- Geometrie erzielt die Maschine ein höheres Aushubvermögen und eine größere Grabkraft als bei einer Standardausführung. Die Löffelumlenkung und der Zylinder sind auf längere Haltbarkeit ausgelegt – ein Muss bei diesem harten Einsatz. Unausweichlich ist auch der zusätzliche Zylinderschutz. Er ist vonnöten, weil die Baumaschine mit einer Knäpperkugel hantieren muss, die zwischen zwei Baggerzähnen eingeklemmt wird. Der Maschinist lässt sie fallen, um das durch Bohrlochsprengung gelöste Gestein für den Brecher in handlichere Stücke zu zerkleinern.

„Was die Anschaffungskosten betrifft, fällt die Kapitalbindung bei einem Tieflöffelbagger gegenüber einem Hydraulikbagger mit Hochlöffel niedriger aus. Hinzu kommen die besseren Möglichkeiten bei der Wiederverwertung des Baggers und der höhere Restwert auf dem internationalen Gebrauchtmaschinenmarkt“, erläutert Stephan Bothen, Zeppelin Niederlassungsleiter aus Erlangen den Investitionsanreiz.

Beim Abbau des Rohstoffs unter der eigenen Standsohle können die Grab- und Hubkräfte so wirken wie sie sollen. Außerdem sollen die Ladespiele zügiger vonstattengehen, wenn der Bagger mit seinem 4,6 m3 großen Tieflöffel Diabas auf Muldenkipper vom Typ 771D oder Dumper vom Typ 730 verlädt. Ein weiterer Vorteil ergibt sich aus der Baggerposition: Er kann Schwenkwinkel zwischen 30 bis 50° einnehmen – kleiner geht kaum noch. Der Hochlöffelbagger schiebt das Material vom Gerät weg, beim Tieflöffelbagger wird zur Maschine hingearbeitet. Ein weiterer Unterschied ist, dass der Hochlöffelbagger auf der Sohle steht, der Tieflöffelbagger dagegen auf dem Haufwerk positioniert wird, das er in Schuss halten muss. „Das ist natürlich auch von Nachteil, was wir aber in Kauf genommen haben. Denn für den Baggerfahrer wird es leichter, den Tieflöffelbagger zu bedienen. Bei einem Gerät mit Hochlöffel müsste er nach vorne laden, was nicht jedem liegt“, verdeutlicht Geschäftsführer Rentsch.

Mit der Umstellung seiner Abbaumethode vom Hoch- zum Tieflöffel folgt der Steinbruch einem Trend, der inzwischen mehr und mehr Betriebe erfasst hat. Beim Lösen von Material, insbesondere der Bodenklasse sieben, zu der Diabas zählt, ist die Tieflöffelvariante inzwischen bevorzugtes Arbeitsmittel. „Wir bauen grünen Diabas ab, ein Vulkangestein, das umso bessere Eigenschaften hat, je tiefer es liegt“, erklärt Rentsch. Weil der Rohstoff von ausgewiesener Qualität ist, kann das Unternehmen, das seinen Steinbruch seit 1906 direkt an der bayerischen Grenze zu Thüringen betreibt, seinen auf den ersten Blick vermeintlichen Standortnachteil aufgrund einer bis heute fehlenden Autobahnanbindung im Landkreis Kronach wieder ausgleichen. Dafür sprechen Abnehmer wie die Deutsche Bahn, die von dem Steinbruch sogar Gleisschotter für ihre Versuchsstrecken bezieht, aber auch Asphaltmischwerke oder eine Vielzahl von Galabaubetrieben und Rohrleitungsbauern. Eine Flotte von 18 eigenen Lkw versorgt Kunden im Umkreis von 200 km auch mit Brechsand, Frostschutz, Edelsplitten sowie Wasserbausteinen, sofern sie nicht ihre eigenen Sattelzüge beladen lassen.

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