Kreislaufwirtschaft: Echte Fortschritte schafft man nur gemeinsam
Seit Februar 2022 gilt auch im Kanton Bern das schweizweit harmonisierte und modernisierte öffentliche Beschaffungsrecht. Eine der grossen Neuerungen: Bei öffentlichen Beschaffungen gelten neu nicht nur wirtschaftliche, sondern auch ökologisch und sozial nachhaltige Kriterien.
Daniel Kästli und Pascal Remund begrüssen diese Entwicklung. Als Mitbesitzer und Verwaltungsräte der bereits CO2-neutralen Kästli Bau AG (Rubigen) treiben die beiden das Thema Nachhaltigkeit firmenintern seit vielen Jahren voran. Aus ökologischen, sozialen, aber auch wirtschaftlichen Gründen. Kästli und Remund sind überzeugt, dass sich nachhaltiges Wirtschaften ganzheitlich lohnt. Von der neuen Gesetzgebung erhoffen sie sich einen Ruck durch die ganze Baulandschaft. Denn sie sind überzeugt, es reicht nicht, wenn sich einzelne Bauunternehmen für eine nachhaltig Entwicklung einsetzen. «Echte Fortschritte schaffen wir nur gemeinsam», betont Remund, «dazu braucht es das Engagement aller in der Branche tätigen Akteure.»
Fachtagung für die Kreislaufwirtschaft in der Baubranche
Aktuell sind die Nachhaltigkeitskriterien im öffentlichen Beschaffungsrecht noch sehr vage formuliert. «Ich spüre diesbezüglich viel Unsicherheit», sagte Verwaltungsratspräsident Daniel Kästli. «Für die Bauwirtschaft ist es schwierig für sich selbst Messbarkeiten zu definieren.» Diese sind bei öffentlichen Ausschreibungen unabdingbar, um die Eingaben überhaupt vergleichen zu können. Die Baubranche sieht sich im Zugzwang. «Wir müssen bereits jetzt nachhaltiger und damit kreislauffähiger werden», sagt Kästli stellvertretend. «Wir können nicht erst tätig werden, wenn man uns konkrete Kriterien vorgibt.» Dass viele ähnlich denken, hat sich an der ersten Fachtagung zum Thema Kreislaufwirtschaft im Bau in Rubigen gezeigt. Fast 100 Personen aus Politik, Verwaltung, Lehre und Wirtschaft sind der Einladung der Kästli Bau AG gefolgt.
Fachlicher Austausch in allen Disziplinen
Die Teilnehmer nutzten die Gelegenheit mit allen Beteiligten in Dialog zu treten und Erfahrungen auszutauschen. Nicht zuletzt in den Fachreferaten von Prof. Dr. Susanne Kytzia (Ostschweizer Fachhochschule OST) und Christian Hunziker (Verwaltungsratspräsident Hunziker Partner AG und ehemaliger Präsident des Verbandes für nachhaltiges Wirtschaften öbu) wurde deutlich, dass es für einen kreislauffähigen Bau neben konkreten Rahmenbedingungen auch viel Freiheit und Bereitschaft zum gemeinsamen Lernen braucht.
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