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Alternative zu Starrrahmen und Dumpern 3. Juni 2021

Kiesel-Roadshow für den Bell B45E

Blauer Himmel, Sonnenschein, knochentrockene Pisten und – enttäuschte Gesichter: Denn das sind schlechte Bedingungen, um die Traktionsvorteile des neuen Bell B45E 4x4 zu demonstrieren.

Wendewunder: Die neue Generation des Bell B45E 4x4 zielt auf kleine und mittelgroße Gewinnungsbetriebe. 17,3 m reichen ihm zum Wenden.
Wendewunder: Die neue Generation des Bell B45E 4x4 zielt auf kleine und mittelgroße Gewinnungsbetriebe. 17,3 m reichen ihm zum Wenden.
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Denn wenn’s nass und rutschig ist, fühlt sich der knickgelenkte Allrad-Zweiachser in seinem Element und zeigt noch eine Spur selbstbewusster, was ihn bei bestimmten Anwendungen zur besseren Alternative zu starren Mulden oder Dumpern macht. Doch wir stehen Ende April erst am Anfang der Kiesel-Roadshow. Das lässt die Veranstalter hoffen, auf den weiteren Stationen bis in den September optimalere Bedingungen für den Star der Show, den B45E, vorzufinden. Vor allem nass soll es sein und nicht so staubtrocken wie hier im Gips-Steinbruch des Casea GmbH in Ellrich, dem Auftakt der Roadshow.

Produktion seit 2003 in Eisenach

Vor der Live-Präsentation ging´s in die Wiege des B45E, ins Muldenkipperwerk von Bell in Eisenach. Dort erläuterte Geschäftsführer Andreas Heinrich die Highlights des international agierenden Unternehmens, das 1954 in Südafrika gegründet wurde. Im Jahr 2000 wurde Bell Equipment Deutschland in Alsfeld als dritte europäische Niederlassung neben England und Frankreich gegründet. 2003 nahm das Werk in Eisenach die Produktion auf. Neben der klassischen 6x6-Dumperreihe, die sieben Modelle von 18 bis 45 t Nutzlast umfasst, werden dort seit 2016 zusätzlich die Zwei-Achser sowie seit 2019 nach einer umfassenden Werkserweiterung auch die Mulden gefertigt. Die kompletten Fahrzeuge gehen in die europäischen und nordamerikanischen Märkte.

Bald wieder auf Vor-Corona-Niveau

Heinrich räumte ein, dass auch Bell im vergangen Jahr Umsatzrückgänge hinnehmen musste. Pandemie-bedingt fiel dieser auf rund 115 Mio. Euro. Der Geschäftsführer ist jedoch zuversichtlich, sehr schnell an die gute wirtschaftliche Situation der Vor-Corona-Zeit anknüpfen zu können: „Wir gehen davon aus, dass wir diese Entwicklung bereits wieder in diesem Jahr umkehren können.“ Einen zunehmend konstanten Anteil am Ergebnis liefert das am zentralen Standort in Alsfeld sitzende europäische Logistik-Zentrum, das rund 20 Mio. Euro Umsatz in 2020 machte.

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Die guten Zeiten sind vorbei

Andreas Reinert, Bell-Verkaufsleiter, ging anschließend in die Details. In Deutschland haben knickgelenkte Muldenkipper einen Anteil von 2 bis 3% am Markt für Großmaschinen. Zwar, so Reinert, sei hier seit etwa zehn Jahren eine stabile Absatzentwicklung zu beobachten, doch die Zeiten mit gut 400 verkauften Maschinen ist vorbei. „Es wird allgemein erwartet, dass sich der durchschnittliche Jahresabsatz in Deutschland bei etwa 200 Fahrzeugen einpendelt“, sagte Reinert. Gründe dafür sind nach seiner Einschätzung, die wachsende Anzahl von Schleppern und Hängern beim Erdbau sowie eine neue Fokussierung bei öffentlichen Infrastruktur-Projekten. Es fehlen schlicht die großen Projekte beim Neubau von Straßen. Die Mittel fließen vielmehr in die dringend erforderlichen Sanierungsmaßnahmen vor allem der Brücken.

Bell ist mit seiner Palette von sieben knickgelenkten 6x6-Dumpern von 18 bis 45,4 t Nutzlast gut und breit aufgestellt. Seit 2016 kommen inzwischen drei Modelle von 28 bis 55 t an knickgelenkten Zwei-Achsern dazu. Reinert: „Es zeigt sich, dass diese attraktiven Lösungen auf Basis unserer Großserien-Technik gerade in Deutschland und Europa auf großes Interesse stoßen.“

Vertriebspartner für alle Maschinen aus Eisenach sind die Carl Beutlhauser Baumaschinen GmbH mit sechs Niederlassungen und die Kiesel GmbH mit 34 Niederlassungen.

Roadshow statt Messen

Kiesel nutzt seine Niederlassungen und vor allem sein ausgedehntes Netzwerk zu den Kunden, um die Vorzüge des grundlegend überarbeiteten B45E während einer Roadshow zu präsentieren. Sechs Gewinnungsbetriebe in Deutschland und zwei weitere in Österreich wurden ausgewählt. So kann der Allrad-Zweiachser im Produktionsbetrieb authentisch zeigen, was in ihm steckt.

Uwe Herber, bei Kiesel Branchenleiter Gewinnung, erläutert, warum er und sein Team sich mit dem 41-Tonner auf die Tour begeben: „Eigentlich war der neue Bell B45E 4x4 fest als „Show-Stopper“ unseres diesjährigen Steinexpo-Auftritts vorgesehen. Schon bei seiner Vorstellung auf der letzten bauma überzeugte er viele unserer europäischen Gewinnungs-Kunden als echte Alternative zu konventionellen Starrahmen-Kippern und großen knickgelenkten 6x6-Erdbaumulden.“

Da die Steinexpo corona-bedingt abgesagt werden musste, suchte das Kiesel-Team nach Alternativen und entwickelte das Roadshow-Konzept. Denn eine Produktionsmaschine wollen potenzielle Interessenten live und möglichst bei der Arbeit sehen. Unter Wahrung der gebotenen Hygienekonzepte ist das in den ausgewählten Gewinnungsbetrieben möglich.

Harter Arbeiter in der Nische

Doch was ist neu am 45-er, und was kann er? Herber meint, er schließe als robust ausgelegte Transport-Lösung eine echte Lücke im stark ausgedünnten Segment der 40- bis 50-t-Skw. Zudem gestattet sein Allradantrieb eine deutlich höhere Auslastung gegenüber klassischen 4x2-Starrkippern, vor allem bei schwierigen Witterungsbedingungen im Ganzjahres-Betrieb oder bei Transporten in steilem oder schwierigem Terrain. Und weiter: „Die konsequente Ausrichtung des neuen Modells auf den Hartstein-Einsatz beeindruckte aber auch viele 6x6-Nutzer, die im Betrieb von Großdumpern oft genug Zugeständnisse in Sachen Wendigkeit, Taktung der Ladespiele oder Verschleiß machen müssen.“

Wendig, sauber und produktiv

Die entscheidenden Neuerungen sind Euro-V-Motoren, eine neue Achsaufhängung am Hinterwagen und die optimierte Mulde. Rahmenlänge und Radstand wurden hingegen kaum verändert. Das gestattet enge Wenderadien von maximal 17,3 m. Vom großen Bruder, dem B60E, wurden zwei Öl-/Stickstoff-Stoßdämpfer für die Federung der zwillingsbereiften Antriebsachse übernommen. Zusammen mit einer speziellen Frontfederung erhöht das den Fahrkomfort, vor allem aber die Traktion und Bremseigenschaften des im beladenen Zustand 78 t schweren Zweiachsers. Anti-Schlupf-Differenzial und eine sensor-gestützte Traktionskontrolle sind weitere Features der Hinterachse. Alles wurde so konstruiert, dass eine Ausrüstung mit Schneeketten auf der Zwillingsbereifung bei Bedarf möglich ist.

Die Mulde fasst bis zu 26 m³ Material

Die Mulde verfügt jetzt über einen Skw-typischen flachen Boden. Sie wurde verlängert und mit einer geraden Stirnwand ausgestattet. So lässt sich der B45E leicht und schnell von den in kleinen und mittleren Steinbrüchen oft anzutreffenden Radladern befüllen. Außerdem passt er mit der abgasbeheizten Mulde, die 25 m³ Material fasst und über eine Standardbreite von 4.265 mm verfügt, gut in die Infrastruktur von Gewinnungsbetrieben, etwa in die Einhausungen von Brechern. Mit Heckklappe lässt sich die Mulde auf ein Fassungsvermögen von 26 m³ vergrößern. Schon bald soll eine weitere Muldenvariante folgen, die bei gleicher Volumenkapazität die Gesamtbreite des Fahrzeugs auf unter 4 m bringt.

Vorderwagen vom 6x6er

Der Vorderwagen des B45E ist nahezu identisch mit dem Schwestermodell aus der 6x6-Baureihe. Angetrieben wird er von einem 390 kW-Motor von Mercedes-Benz. Die EU-Stufe V ermöglichen u.a. die Abgasrückführung, SCR und Dieselpartikelfilter. Der Motor steht für Kraftsoff-Effizienz. Ölbadlamellen- und Motorbremse sorgen für sichere Fahrt auch bei starkem Gefälle. Sicherheit und Wirtschaftlichkeit unterstützen auch die serienmäßigen Assistenzsysteme wie Berganfahrhilfe, Rückroll-Sperren sowie Lade- und Kipp-Routinen. Maschinenzustand, Betriebszeiten und Produktivität werden über Telematiksysteme erfasst. Damit können Leistungen dokumentiert und anstehende Wartungen besser geplant werden.

Crossover-Qualitäten

„In seiner überarbeiteten Auslegung ist der Bell 45E 4x4 für unsere europäische Märkte die ideale Ergänzung im Zweiachser-Angebot von Bell Equipment“, meint Walter Michels, Produktmanager bei Kiesel für knickgelenkte Muldenkipper, und verweist auf die abgestufte Palette der Zweiachser: „Hier das auf schiere Allwetter-Produktivität ausgerichtete Flaggschiff B60E 4x4, am anderen Ende der 30-Tonner B30E 4x4 als hoch wirtschaftliche und dabei kompakte Lösung für den Untertageeinsatz sowie im Lockergestein und dazwischen der 45er, der mit seinen ausgewogenen Crossover-Qualitäten neue Maßstäbe im Steinbruch definiert.“

Die 6x6er sind für Michels eher ein Kompromiss im Steinbruch. Denn „der Zweiachser ist beim Laden und am Vorbrecher ungleich wendiger und harmoniert dank der Gesteinsmulde meist besser mit den gewinnungs-spezifischen Ladegeräten“. Zudem schonen die 4x4er eher die Fahrwege und die Reifen. In Summe können sich diese Vorzüge der Zweiachser bei der Lebensdauer der kostspieligen Reifen auf mehrere hundert Stunden addieren, meint Michels.

Kraftmeier: Voll ausgeladen bringt es der 45er auf 78 t, die er scheinbar mühelos bewegt.
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Sänftenfeeling: Die gefederte Hinterachse sorgt für mehr Fahrkomfort und Sicherheit.
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Well done (v.l.): Andreas Reinert, Andreas Heinrich und Stephan Giese nannten am Standort Eisenach Fakten zum Unternehmen und zu den Produkten.
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Punktgenau: Ein Schweißer fixiert die Muldenteile, durchgeschweißt werden sie anschließend von einem Roboter.
Punktgenau: Ein Schweißer fixiert die Muldenteile, durchgeschweißt werden sie anschließend von einem Roboter.
Überzeugungstäter: Uwe Herber (l.) und Walter Michels, beide von Kiesel, glauben felsenfest Zweiachser.
Überzeugungstäter: Uwe Herber (l.) und Walter Michels, beide von Kiesel, glauben felsenfest Zweiachser.

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