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Im Interview 4. März 2024

Kundennahes Denken und technisches Know-how

Die schäfer technic gmbH aus Fellbach nahe Stuttgart feierte im vergangenen Jahr 125 jähriges Bestehen. Wir sprachen mit Jens und Roland Schäfer.

Jens (li.) und Roland (re.) Schäfer
Jens (li.) und Roland (re.) Schäfer
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Zum Interview verabredet waren wir schon frühzeitig. Immer hat es irgendwie nicht gepasst. Vor allem, weil der familiengeführte Mittelständler und Anbieter von Maschinen für den Bau, die Sanierung und den Erhalt von Verkehrswegen neben den Feierlichkeiten viel zu tun hatte.

Sie haben ein ereignisreiches Jahr hinter sich. Warum?

Jens Schäfer: 2023 war ein sehr spannendes Jahr. Wir konnten viele Maschinen ausliefern. Zum einen liegt das daran, dass sich die Liefersituation bei wichtigen Teilen etwas entspannt hat. Zum anderen haben wir auch viele neue Aufträge dazu gewonnen. Da merken wir, dass unsere Kunden wieder optimistischer gestimmt sind. Natürlich war und ist der Alltag auch geprägt von den schlimmen Nachrichten aus der Ukraine und dem Nahen Osten sowie deren Folgen. Aber wir als Firma haben auch etwas sehr Schönes und Außergewöhnliches zu feiern: unser Unternehmen gibt es jetzt schon seit 125 Jahren – das ist schon was.

An was aus dem Jubiläumsjahr werden Sie sich noch lange erinnern?

Roland Schäfer: Ganz klar – unsere Firmenevents zum Jubiläum: Im Juli war unser großes Sommerfest, bei dem wir gemeinsam mit allen Mitarbeitenden und deren Familien großen Spaß hatten. Ein Kollege hat es sich nicht nehmen lassen, zusätzlich zum Grillbuffet seine begehrten Räucher-Forellen zuzubereiten. Aber nicht nur für das leibliche Wohl war gesorgt. Mit einer Hüpfburg, einem Zauberer, und kleinen Überraschungen war für Groß und Klein einiges geboten. Dazu hat die Belegschaft noch ein Blasrohr-Wettschießen organisiert.

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Jens Schäfer: Schön war außerdem unser Ausflug mit der gesamten Belegschaft in den Schwarzwald. Beim Besuch eines EnBW-Kraftwerks und einer Staumauer gab es viel Interessantes zu sehen, aber auch Action kam nicht zu kurz: Im Unimog-Museum konnten wir erleben, was diese Lkw wirklich draufhaben. Besonders gern erinnere ich mich auch an die Fahrt im Reisebus, da hatten wir eine wirklich tolle Stimmung.

Können Sie kurz umschreiben, wie alles begann?

Roland Schäfer: Gegründet hat die Firma Schäfer 1898 mein Urgroßvater Johannes Schäfer in Wasseralfingen, damals noch als einfache Schmiede. Man hat mit klassischem Schmiedehandwerk begonnen, insbesondere mit landwirtschaftlichen Werkzeugen.

Die Schmiede als Ursprung des Unternehmens: Robert Schäfer (li.) und Karl Schäfer (re.)
Die Schmiede als Ursprung des Unternehmens: Robert Schäfer (li.) und Karl Schäfer (re.)

Und welche Meilensteine gab es, bevor das Unternehmen 1983 in den Bau von Straßenbaumaschinen einstieg?

Jens Schäfer: Kurz nach der Gründung zog man nach Fellbach bei Stuttgart, wo wir noch heute unseren Sitz haben. Dort entwickelte sich die Schmiede zu einer Schlosserei. Man spezialisierte sich auf die Fertigung mechanischer Produkte, z.B. Teile für Omnibusse, Baustützen oder Schuttmulden. Später kam auch die Produktion hydraulischer Aggregate dazu.

Und dann eben Straßenbaumaschinen, genauer gesagt Reparaturfahrzeuge für Straßen. Wie kam es dazu?

Jens Schäfer: Man hat gemeinsam mit der Firma Lothar Schäfer begonnen Fahrzeuge für die Straßenreparaturen zu entwickeln. Hier muss man wissen: Auch, wenn die beiden Firmen denselben Nachnamen trugen, waren Sie weder verwandt noch verschwägert! Die beiden Unternehmen ergänzten sich gut und verbanden innovatives, kundennahes Denken mit großem technischem Know-how. Dass 2001 die Firma Lothar Schäfer in die schäfer-technic GmbH eingegliedert wurde, war deshalb nur logisch.

Ein Reparaturzug aus dem Jahre 1984
Ein Reparaturzug aus dem Jahre 1984

Welche Maschinen entwickelte schäfer-technic zu Beginn?

Jens Schäfer: Die ersten Maschinen und Geräte waren für die Oberflächenbehandlungen im Straßenbau konzipiert. Den Anfang machten Reparaturzuganhänger. Die Nachkommen dieser Maschine bauen wir auch heute noch.

Und was zeichnete diese aus?

Jens Schäfer: Bahnbrechend daran war, dass erstmals Bindemittel und Splitt simultan und von einer Maschine eingebaut werden konnten. Davor musste immer eine Spritzmaschine vorfahren und ein Kipper rückwärts hinterher, um das Gestein aufzustreuen.

Mit dem Beginn des Jahrtausends startete auch die Digitalisierung von Maschinen. Ab wann konnten Sie das umsetzen?

Jens Schäfer: Schon bei den ersten Maschinen setzten wir eine SPS-Steuerung ein, damit waren wir damals Pioniere auf dem Markt. Heute sind diese der internationale Standard. Dann haben wir mehr und mehr Funktionen und Abläufe der Maschine automatisiert und deren Bedienung zentralisiert. Inzwischen können viele Funktionen unserer Produkte auch via Fernsteuerung kontrolliert werden. Das minimiert die Anzahl des Maschinenpersonals. Ein riesiger Vorteil, gerade jetzt, wo der Fachkräftemangel so gut wie alle Unternehmen trifft.

Die erste PC-Steuerung einer Maschine für die Oberflächenbehandlung 1990
Die erste PC-Steuerung einer Maschine für die Oberflächenbehandlung 1990

Roland Schäfer: Digitalisierung heißt auch Verbindung zum Internet: Bereits seit Mitte der 2010er Jahre können wir uns via Modems auf unsere Maschinen aufschalten. So können wir unseren Kunden Remote helfen oder Softwareupdates aufspielen. Inzwischen gibt es auch eine Anbindung an eine schäfer-technic Cloud, die verschiedene Leistungsdaten darstellen kann. Wir können unsere Maschinensoftware auch an kundeneigene Fremdsysteme anbinden. Unser Ziel ist es, dem Markt immer einen Schritt voraus sein. Daher versuchen wir unsere Steuerungstechnik ständig weiterzuentwickeln.

Und wie gehen Sie dabei vor?

Roland Schäfer: Wir haben eine eigene Abteilung für Software und Elektro-Entwicklung im Haus. Dort tüfteln wir an neuen Produkten, einige Anforderungen tragen aber auch unsere Kunden an uns heran.

Wie umfangreich ist ihr gesamtes Portfolio heute?

Roland Schäfer: Sehr umfangreich. Ob zum Vorspritzen für den Schichtenverbund, Produktion und Einbau von DSK, die Sanierung von Schadstellen, Oberflächenbehandlungen – wir haben eine passende Maschine in Petto. Auch Servicetanks und kleinere Maschinen und Geräte wie Vergusskocher oder Fugenfräsen gehören dazu.

Produzieren Sie diese von der Stange?

Jens Schäfer: Nein. Wir schauen genau hin und hören zu, was unser Kunde auf der Baustelle braucht. Bei Neu- und Weiterentwicklungen stellen wir uns immer die Fragen: Was könnte in der Praxis hilfreich sein, was stört? Wir passen die Maschinen beim Bau sehr genau an die Bedürfnisse der Kundschaft an. Das beginnt oft schon bei der Anpassung des Maschinenaufbaus an den Wunsch-Lkw unseres Kunden.

Wie hoch ist Ihre Fertigungstiefe?

Jens Schäfer: Eine große Fertigungstiefe zu haben, sehen wir als wichtig und sinnvoll an. Jede Maschine wird in unserem Werk entwickelt und auch in Betrieb genommen. Das heißt: neben der Projektzeichnung wird auch die Schweißkonstruktion und Montage von uns gemacht. Natürlich lassen wir aber auch einige Teile fertigen, wie etwa Tanks oder Standardbaugruppen. Bei unseren Zulieferern setzen wir stark auf langjährige Beziehungen und lokale Nähe.

Bei Ihren Zulieferern versuchen Sie, so regional wie möglich zu handeln. Unter
den derzeitigen Umständen: wird das problematisch?

Roland Schäfer: Das ist eine komplexe Frage, doch für den Moment sind regionale Zulieferer nach wie vor unsere erste Wahl. Komponenten aus Deutschland und der Region zählten noch nie zu den Schnäppchen auf dem Weltmarkt. Doch unsere Maschinen sind Einzelstücke, da geht es um eine hohe Flexibilität in der Fertigung, um Zuverlässigkeit und um Langlebigkeit. Die räumliche Nähe und der direkte Kontakt sind deshalb oft Gold wert.

Jens Schäfer: Die turbulenten Zeiten haben uns jüngst gezeigt, dass wir uns besonders auf diejenigen Partner verlassen können, die uns nah und verbunden sind. Der eine oder andere Kunde hätte sonst deutlich länger auf seine Maschine warten müssen. Letztendlich muss aber die Qualität passen. Über kurz oder lang bedeutet das für uns als Wirtschaftsstandort Deutschland: sind wir nicht besser als der Wettbewerb, gehen uns die Argumente für höhere Kosten aus. Das müssen wir ebenso anerkennen, wie unsere Partner. Was wir deswegen brauchen, sind Innovation und Mut.

Sie haben die erste vollelektrische Vorspritzmaschine weltweit entwickelt. Wie kommt diese auf dem Markt an?

Jens Schäfer: Sehr gut. Die Nachfrage nach unserer BSM-Pe war sofort nach der Einführung groß. Wir haben mehrere Maschinen in der Produktion und weitere sind beauftragt. Die Elektrifizierung wird immer wichtiger, denn der CO2-Ausstoß muss in allen Bereichen sinken und die BSM-Pe ist ein wichtiger Schritt zur emissionsfreien Baustelle.

Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung von elektrischen Baumaschinen ein?

Roland Schäfer: Generell bauen wir die meisten Maschinen noch mit Verbrennungsmotor. Allerdings zeichnet sich die Nachfrage für Elektro-Maschinen mit Anwendungen abseits des Schichtenverbunds bereits ab. Dafür wollen wir bereit sein. Die ein oder andere Entwicklung haben wir deshalb bereits in der sprichwörtlichen Schublade.

Welche weiteren Entwicklungen wollen Sie kurzfristig umgesetzt haben?

Jens Schäfer: Ein großes Projekt betrifft unseren eigenen Firmenstandort in Fellbach. Über die nächsten 2 Jahre werden wir eine zusätzliche Produktionshalle bauen und unsere Kapazität steigern.

Roland Schäfer: Aus technischer Sicht setzen wir auf die Entwicklungen im Bereich alternative Antriebe. Hier haben wir einiges vor, wollen aber noch nicht zu viel verraten. Zentral bleibt das Thema Digitalisierung. Besonderen Fokus legen wir dabei auf die Bereiche Nutzerfreundlichkeit, Automatisierung, Sensorik, aber auch Cybersicherheit.

Der moderne Standort in Fellbach heute
Der moderne Standort in Fellbach heute

Und was wollen Sie 2048, im 150. Jahr des Bestehens feiern?

Jens Schäfer: Unser oberstes Ziel ist, unseren Kundenstamm und unseren Personalstamm zu behalten und weiterzuentwickeln. Dafür möchten wir weiterhin hochwertige Produkte fertigen. Gleichzeitig ist unsere Hoffnung, dass das zukünftige Deutschland gestärkt aus den derzeitigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen hervorgegangen ist.

Roland Schäfer: Persönlich würde ich mir für die kommende Generationen außerdem wünschen, dass es noch besser gelingt, Asphaltstraßen auf nachhaltige Weise zu bauen, und, dass wir dazu mit Maschinen von schäfer-technic einen starken Beitrag leisten können.

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