Direkt zum Inhalt
Archiv 10. November 2014

Motoren werden immer sauberer

„Nach derzeitigem Stand sollte die Gesamtbranche dieses Jahr mit einem Umsatzwachstum von mindestens 5% abschließen. Das entspricht einem Niveau von ca. 12,5 Mrd. Euro.“ Dies berichtete Johann Sailer, Vorsitzender des Fachverbands Bau- und Baustoffmaschinen im VDMA, während der Pressekonferenz, die Anfang November in Leipzig am Rande der Mitgliederversammlung stattfand. Sailer räumte jedoch ein, dass sich die Lage im laufenden Geschäftsjahr leicht abgekühlt hat.

Johann Sailer (l.) und Joachim Schmid.
Johann Sailer (l.) und Joachim Schmid.

Denn bleibt er auch für die Zukunft optimistisch: „Weltweit betrachtet und ungeachtet der heutigen Unsicherheiten, sehen wir auch über das nächste Jahr hinweg gute Chancen für unsere Branche“, betonte der Vorsitzender des VDMA-Fachverbands. Der Bedarf und die Nachfrage sind kundenseitig nach wie vor vorhanden. Allerdings werden sich die Märkte in den nächsten Jahren noch weiter verschieben. Hatten 2005 noch zwei Drittel der weltweiten Bautätigkeit in Industrieländern stattgefunden, wird es 2025 voraussichtlich nur noch ein Drittel sein. Dabei wird China der größte Markt für Bau- und Baustoffmaschinen bleiben, ungeachtet der dort aktuell schlechten Lage. Diese wird der Branche dort auch 2014 noch einmal zweistellige Rückgänge bescheren.

Dass in Europa die Bauwirtschaft langsam wieder wächst, freut die Unternehmen. Das führt zu einer insgesamt besseren Nachfrage nach Maschinen. Deutschland, Großbritannien und Skandinavien sind die Stabilitätsanker. Sailer geht davon aus, dass zudem weitere Entwicklungs- und Schwellenländer, wie z.B. Indien, konjunkturell wieder Fahrt aufnehmen können.

Bei Baumaschinen liegt der Auftragseingang in den ersten neun Monaten im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres um 6% im Plus und stabilisiert sich nach einem ausgedehnten Sommerloch wieder. Vorne liegen Erdbaumaschinen mit einem Plus von 12% und Straßenbaumaschinen mit einem Plus von 10%. Im Hochbaumaschinenbereich sind dagegen Rückgänge im Auftragseingang um 9% zu verzeichnen. Insgesamt lässt diese Lage ein Umsatzwachstum auf das Gesamtjahr bezogen von plus 5 bis 10% erwarten. „Gutes gibt es vom deutschen Markt zu berichten“, stellte Sailer fest. Der Erdbaumaschinenabsatz in Deutschland sollte in diesem Jahr die 25.000 Einheiten-Marke knacken, was einem guten Wachstum von rund 5% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Auch der Absatz von Straßenbaumaschinen, getragen von leichter Verdichtungstechnik, wächst einstellig.

Für Baustoffmaschinen sieht der Branchenverband in diesem Jahr ein knapp zweistelliges Umsatzwachstum. Dieses ist aber auf Großaufträge des letzten Jahres zurückzuführen. Der Auftragseingang liegt in den ersten neun Monaten um 18% im Minus. Am Ende des Jahres wird es in diesem Sektor voraussichtlich auf einen Umsatz von ca. 4,5 Mrd. Euro hinauslaufen. Russland bleibt auch in diesem Jahr weiterhin der Exportmarkt Nummer 1 bei Baustoffmaschinen. Negative Auswirkungen im Zuge der Sanktionen sind wegen der längeren Projektvorlaufzeiten noch nicht voll durchgeschlagen. „Im nächsten Jahr könnte das anders aussehen“, so Sailer.

Die Bau- und Baustoffmaschinenindustrie ist eine zyklische Branche. Allerdings sind die Zyklen in den letzten fünf Jahren deutlich intensiver und kommen in kürzeren Intervallen. Märkte und Kunden sind weniger vorhersehbar als noch vor einigen Jahren. Auch dafür ist Russland ein gutes Beispiel. Das birgt Risiken. Die Krise 2008/2009 hat die Unternehmen aber gelehrt, wie sie auf Marktschwankungen flexibel und schnell reagieren müssen und dass sie auf ihre Stärken Innovationskraft, hohe Qualität, guten Service und Kundennähe bauen können.

Anzeige

Der VDMA-Fachverband nimmt marktseitig im nächsten Jahr die Region Subsahara-Afrika verstärkt in den Blick; nach Indonesien, dem Partnerland der letzten Bauma. So engagiert man sich für die Bauma Conexpo Africa, die nach 2013 im nächsten Jahr im September erneut in Johannesburg stattfinden wird. Darüber hinaus stehen Delegationsreisen nach Angola, Kenia, Ghana und Nigeria an. Subsahara-Afrika gilt bei Bau- und Baustoffmaschinenherstellern als Zukunftsmarkt, auch wenn das Engagement Risiken birgt. Viele Unternehmen aus der Branche sind dort schon aktiv, Tendenz steigend. So sind die Bau- und Baustoffmaschinenexporte nach Subsahara-Afrika von 2009 bis 2013 um 53% gestiegen.

Auf aktuelle Branchenprobleme ging anschließend Geschäftsführer Joachim Schmid ein. Am 25. September hat die EU-Kommission einen äußerst ambitionierten Vorschlag zur Neuregelung der Emissionsgrenzwerte für mobile Maschinen vorgelegt. „Sie legt damit Standards für Baumaschinen fest, die weltweit die strengsten überhaupt sind“, so Schmid. Positiv bewertet er die weitgehende Harmonisierung mit US-amerikanischen Grenzwerten. „Dies ist gerade vor dem Hintergrund des Wettbewerbsdrucks aus Asien unabdingbar. Wir begrüßen das außerordentlich. Leider wird dieser Vorteil durch die Einführung eines Grenzwertes für die Partikelanzahl jedoch wieder konterkariert. Dieser faktische Technologiezwang zum Einsatz eines Partikelfilters ist weltweit einmalig und trägt der öffentlichen Diskussion über die gesundheitlichen Risiken, verursacht durch Dieselpartikel, Rechnung“, meinte Schmid.

Hinzu kommt der knappe Einführungszeitplan der Kommission. Bereits 2019 gelten für bestimmte Leistungsklassen die neuen Grenzwerte, darunter insbesondere diejenigen Motoren mit weniger als 37 kW, die nun ohne Zwischenschritt von Stufe IIIA auf Stufe V zu hieven sind. Eine solche Anpassung erfordert erhebliche technische Entwicklungen und entsprechende Investitionen. Schmid: „ Die von der Kommission vorgesehenen drei Jahre zwischen Veröffentlichung der Verordnung (Anfang 2016) bis zum Stichtag der Vorschriften (1.1.2019) ist im Hinblick auf Entwicklungszeiträume von fünf Jahren viel zu knapp bemessen. Sie wird unseres Erachtens auch den immensen Investitionen nicht gerecht, die die europäische Industrie in den vergangenen Jahren stemmen musste.“

Doch die Ergebnisse dieser gewaltigen Anstrengungen können sich sehen lassen. So hat es laut Schmid in den vergangenen 15 Jahren bei den Emissionen einen Rückgang von 96% gegeben.

Passend zu diesem Artikel