Direkt zum Inhalt
Verband 5. Februar 2024

11. VDBUM-Förderpreis verliehen

Der Verband der Baubranche, Umwelt- und Maschinentechnik (VDBUM) hat seinen renommierten Branchenpreis am 31. Januar im Rahmen seines 52. Großseminars zum nunmehr elften Mal vergeben.

Die VDBUM-Vorstände Dirk Bennje (l.) und Prof. Jan Scholten (r.) und VDBUMPräsident Peter Guttenberger (2.v.r.) mit den Preisträgern des VDBUM-Förderpreises 2024 und den Finalisten der Kategorie „Entwicklungen aus der Industrie“ (v.l.n.r.) Stefan Brenner (Liebherr), Marc Glesius (Develon), M
Die VDBUM-Vorstände Dirk Bennje (l.) und Prof. Jan Scholten (r.) und VDBUMPräsident Peter Guttenberger (2.v.r.) mit den Preisträgern des VDBUM-Förderpreises 2024 und den Finalisten der Kategorie „Entwicklungen aus der Industrie“ (v.l.n.r.) Stefan Brenner (Liebherr), Marc Glesius (Develon), Markus Schilling (Putzmeister), Florian Lutz (Putzmeister), Emanuel Sizmann (excav UG, Friedrich- Alexander-Universität Erlangen Nürnberg), Martin Bogner (PST Spezial-Tiefbau).

In diesem Jahr standen die PST Spezialtiefbau Süd GmbH, die Putzmeister GmbH sowie die excav UG / Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg oben auf dem Siegertreppchen des in drei Kategorien ausgelobten Preises.

Um innovative Ideen aus Praxis, Industrie und Forschung zu fördern und bekannt zu machen, lobt der VDBUM seit 2013 seinen Förderpreis aus. Viele der in den vergangenen zehn Jahren ausgezeichneten Ideen gelten heute als Stand der Dinge und für manche Teilnehmende wurde der Gewinn zum persönlichen Karriere-Sprungbrett. Die Erstplatzierten in den drei Kategorien „Innovationen aus der Praxis“, „Entwicklungen aus der Industrie“ und „Projekte aus Hochschulen und Universitäten“ erhalten jeweils ein Preisgeld von 2.500 Euro. Große Aufmerksamkeit erfahren alle Wettbewerbsbeiträge, da sie während des VDBUM-Großseminars an prominenter Stelle auf Roll-up-Bannern und auch über die Social-Media-Kanäle des Verbandes präsentiert werden.

Hochkarätige Jury

Um noch mehr Fachwissen in die Bewertung einbringen zu können, wurde die Förderpreis-Jury zum diesjährigen Wettbewerb um zwei Personen erweitert. Der Fachjury gehören an: Dipl.-Ing. Bernhard Arenz (BG Bau), Prof. Dr.-Ing. Sebastian Bauer (Bauer Maschinen GmbH), Dipl.-Ing. (FH Dirk Bennje (Hamburg Port Authority), Prof. Dr.-Ing. Manfred Helmus (Universität Wuppertal), Dipl.-Ing. Elke Hiltner (Eurovia), Dipl.-Ing. Jens Kleinert (GP Maschinentechnik), Baumaschinenexperte Dr.-Ing. Georg Sick sowie erstmals Prof. Dr.-Ing. Katharina Schmitz (RWTH Aachen) und Dipl.-Ing. Johann-Gottfried Stehnke (Gottfried Stehnke Bauunternehmung GmbH & Co. KG). Die neun Expert:innen beurteilten 37 fristgerecht eingegangene Beiträge nach den Kriterien „Innovation“, „Sicherheit, Ergonomie, Energie, Umwelt“, „Wirtschaftlichkeit“, „Technischer Anspruch“ und „Praxisrelevanz“.

Innovationen aus der Praxis – „R-Beton 100“

Anzeige

Zum Sieger der Kategorie „Innovationen aus der Praxis“ kürte die Jury die PST Spezialtiefbau Süd GmbH. Ihr „R-Beton 100“ besteht zu 100 Prozent aus rezyklierter Gesteinskörnung und wird per mobiler Mischanlage auf der Baustelle hergestellt: Die Zementherstellung ist einer der emissions-intensivsten Industrieprozesse und emittiert 8 Prozent der weltweiten Treibhausgase. Ein Wandel der Baubranche zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft ist also von enormer Bedeutung. Die PST Spezialtiefbau Süd GmbH setzt sich verstärkt mit dieser Thematik auseinander und hat sich auf die Verwendung von R-Beton fokussiert. Der ressourcenschonende Beton weist einen bestimmten Anteil an rezyklierter Gesteinskörnung auf. Nach DIN 1045-2 darf Gesteinskörnung nur bis zu maximal 45 Prozent durch rezyklierte Gesteinskörnung ersetzt werden. Der R Beton von PST Spezialtiefbau Süd wird außerhalb der Norm mit 100 Prozent rezyklierter Gesteinskörnung hergestellt. Durch eine Testreihe im November 2021 in Zusammenarbeit mit der Ettengruber GmbH Abbruch und Entsorgung konnte bestätigt werden, dass Beton mit 100 Prozent rezyklierter Gesteinskörnung für die Herstellung von Bohrpfählen geeignet ist. Zudem können wertvolle Ressourcen wie Sand und Kies geschont werden. Aufgrund der erfolgreichen Testreihe wurde PST Spezialtiefbau Süd mit der Herstellung einer überschnittenen Bohrpfahlwand aus R-Beton beim Bauvorhaben Levelingstraße München beauftragt. Dort kommt neben der 100 Prozent rezyklierten Gesteinskörnung auch ein klinkerreduzierter Zement zum Einsatz, der weniger Treibhausgase als herkömmliche Zemente verursacht. Der R-Beton wird in dieser Zusammensetzung seit Juli 2023 bei dem Projekt in München direkt auf der Baustelle hergestellt und verarbeitet. Die laufende Überwachung bestätigt, dass der R Beton die erforderlichen Anforderungen eines konventionellen Betons erfüllt.

Premiere: Beim Bauprojekt Levelingstraße in München verarbeitet PST Spezialtiefbau Süd erstmals R-Beton mit 100 Prozent Recyclingmaterial.
Premiere: Beim Bauprojekt Levelingstraße in München verarbeitet PST Spezialtiefbau Süd erstmals R-Beton mit 100 Prozent Recyclingmaterial.

Aus Hochschulen und Universitäten – 3D-GNSS-Assistenzsystem

In der Kategorie „Projekte aus Hochschulen und Universitäten“ konnte sich die excav UG / Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg gegen die Mitbewerber durchsetzen. Ihre „Mobile GPS-Sensorik“ ist leicht zu transportieren, leicht zu montieren, leicht verständlich und überaus effektiv: Das 3D-GNSS-Assistenzsystem wird einfach in einem Koffer transportiert und kann magnetisch und somit rückstandsfrei an jedem beliebigen Bagger befestigt werden. Es bietet die gleiche Genauigkeit wie andere GNSS-Systeme, ist kostengünstig und damit auch für kleine Unternehmen attraktiv. Bei der Nutzung wird keine Person benötigt, die im Arbeitsbereich des Baggers die Höhe der Planie kontrolliert. Dies reduziert personelle Ressourcen und das Risiko von Unfällen. Ein direkt auf der Schaufel montierter Sensor sowie eine Basisstation ermöglichen die exakte Positions- und Lagebestimmung der Schaufel. Montage, Kalibrierung und digitale Einrichtung der Baustelle im System nimmt der Baggerführer dank eines geführten Menüs ohne vorherige Schulung innerhalb weniger Minuten vor. Auf einem Tablet können alle Einstellungen vorgenommen, sowie eine Übersicht der Baustelle, Schaufelposition und Lage dargestellt werden. Durch die Anzeige direkt am Baggerstiel entfällt der Blickwechsel zwischen Anzeige im Nahbereich in der Fahrerkabine und der Schaufel im Fernbereich. Die Effizienz bei Erdarbeiten auf Baustellen soll um mindestens 25 Prozent erhöht werden, kürzere Maschinenzeiten führen zur Minderung des Schadstoffausstoßes sowie der Lärmemission. Aufgrund der Mobilität des Systems können bereits auf der Baustelle befindliche Bagger mit GNSS-Assistenz ausgerüstet werden. Das System war bereits auf Baustellen verschiedener Firmen (GS-Schenk, SJM-Bau) sowie in der Lehrwerkstatt von Max Bögl im Einsatz. Dabei erreichte das System die gleiche oder sogar höhere Genauigkeit wie andere Systeme und bewies die intuitive Nutzung.

Handlich: Das 3D-GNSS-Assistenzsystem wird in einem Koffer transportiert. Es ist einfach zu installieren und selbsterklärend.
Handlich: Das 3D-GNSS-Assistenzsystem wird in einem Koffer transportiert. Es ist einfach zu installieren und selbsterklärend.

Knappes Rennen bei der Industrie

Äußerst spannend gestaltete sich die Vergabe des Preises in der Kategorie „Entwicklungen aus der Industrie“, denn erstmals wurde das Publikum in die Bewertung einbezogen. Die neunköpfige Jury wurde somit auf deutlich mehr als 500 Fachleute erweitert, die von ihrem Wahlrecht per Smartphone und QR-Code Gebrauch machten und den Siegerbeitrag wählten. Die Jury hatte die Vorarbeit geleistet und drei Finalisten ins Rennen geschickt, die alle das Zeug zum Sieger hatten. Dies waren die „Transparente Schaufel für Radlader“ von Develon, die „Fahrassistenten Sway Control Plus, Hook Carrier und Side-Pull Control für Turmdrehkrane“ von Liebherr sowie der „Baustellen-Drucker Karlos“ von Putzmeister. Der Stand der Abstimmung konnte live auf der Leinwand verfolgt werden, wobei sich ein spannendes Kopf- an Kopf-Rennen zwischen Develon und Putzmeister entwickelte. Nach der rund zehnminütigen Stimmabgabe stand das Ergebnis fest: Mit acht Stimmen Vorsprung gewann Putzmeister die Kategorie „Entwicklungen aus der Industrie“.

Der mobile Baustellen-Drucker Karlos kann innerhalb kurzer Zeit auf- und abgebaut werden und hat einen Aktionsradius von 30 m.
Der mobile Baustellen-Drucker Karlos kann innerhalb kurzer Zeit auf- und abgebaut werden und hat einen Aktionsradius von 30 m.

Karlos – der Baustellen Drucker

Mit voranschreitender Digitalisierung und Automatisierung kommt dem 3D-Druck im Bau eine erhöhte Aufmerksamkeit zu. Hier setzt auch der mobile Drucker Karlos von Putzmeister mit dem Ziel an, die Baustellenfertigung von Betonwandelementen wirtschaftlicher und nachhaltiger zu machen. Im Gegensatz zu anderen 3D-Druckern, die aufgrund langer Auf- und Abbaudauern, teuren Spezialbetons, und geringer Reichweite kaum ökonomischen Mehrwert bieten, kann Karlos innerhalb kürzester Zeit durch den Einsatz der mobilen Einheit auf- und abgebaut werden und mit einem Aktionsradius von 30 Meter auch größere Bauwerke mit Vollwandquerschnitten aus konventionellem Transportbeton kostengünstig realisieren. Zum Einsatz kommt ein bewährter Betonverteilermast, bei dem die letzten beiden Mastteile entfernt und durch eine bewährte PM-Pumpe ersetzt wurden. Die Fertigungstoleranz wird wenige Millimeter betragen und somit eine materialsparende Arbeitsweise sicherstellen. Durch die höhere Baufortschrittsrate bei gleichzeitig verringertem Personalbedarf gegenüber konventionellen Bauverfahren können Wände mit einer Kostenersparnis von bis zu 40 Prozent deutlich günstiger hergestellt werden. Weiterhin besteht die Möglichkeit, die Maschine im Vergleich zu menschlichen Arbeitskräften stärker auszulasten. Da sich Karlos nur unwesentlich von einer normalen Putzmeister Autobetonpumpe unterscheidet, ist die Bedienung durch einen erfahrenen Baumaschinenführer gut möglich. Der Bewährungstest in der Praxis ist bereits erfolgt. Die ersten Projekte, bei denen vollständige Gebäude gedruckt werden, wurden 2023 gestartet. Die Serienreife soll bis 2025 erreicht sein.

Dirk Bennje, Mitglied der Jury und Vizepräsident des VDBUM führte gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Prof. Jan Scholten, durch die Veranstaltung. Er freute sich über viele, wirklich innovative Einreichungen und auch darüber, dass 2024 relativ junge Preisträger gefunden worden sind. Bennje bat die Gewinner des Förderpreises auf die Bühne. Dort wurden sie von VDBUM-Präsident Peter Guttenberger und Prof. Jan Scholten beglückwünscht und erhielten die symbolischen Schecks.

Die Bewerbungsfrist für den 12. VDBUM Förderpreis ist bereits angelaufen. Er wird während des Großseminars 2025 verliehen. Die Bewerbungsunterlagen finden Interessierte auf der VDBUM-Website.

Passend zu diesem Artikel

Fundort Kiesgrube: Beim Kiesabbau in Wynau wurde der Mammutstosszahn entdeckt.
Mammutstosszahn aus der letzten Eiszeit

Mitarbeiter des Kieswerks Wynau haben beim Kiesabbau mit dem Bagger den Stosszahn eines Mammuts gefunden. Das Tier lebte vor mehr als 25 000 Jahren im äussersten Nordosten des Kantons Bern. Der Fund ermöglicht einen Blick auf eine ferne Epoche, über die das Wissen gering ist.