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Baustellen 25. Juli 2023

Erstes Verkehrswegebau-Projekt erhält DGNB-Zertifikat „Nachhaltige Baustelle“

Die Großbausteller beim Ausbau der A 8 bei Pforzheim Bauprojekt erhält Zertifikat „Nachhaltige Baustelle“. Es ist das erste Verkehrswegebauprojekt.

Die Großbausteller Enztalquerung der A 8
Die Großbausteller Enztalquerung der A 8
Inhaltsverzeichnis

Die Großbaustelle beinhaltet neben dem Ausbau der A 8 auf einer Länge von 4,8 km den vierspurigen Ausbau der B 10 an der Anschlussstelle Pforzheim-Ost, den Umbau der Anschlussstelle Pforzheim-Ost mit leistungsfähigen Zufahrten, den Ersatzneubau mehrerer Kreuzungsbauwerke, den Ersatzneubau der Enzbrücke, die Reduzierung der Steigung beziehungsweise des Gefälles, eine Lärmschutzeinhausung auf 380 m und weitere Lärmschutzwände und -wälle, sowie die Modernisierung der PWC-Anlage Pforzheim-Süd. Baulich umgesetzt wird das Großprojekt von der Strabag GmbH im Team mit Einheiten der Ed. Züblin AG und der Züblin Spezialtiefbau GmbH.

Gründe für die Zertifizierung

Die DGNB erweitert mit diesem Schritt die vor knapp 2 Jahren für den Hochbau eingeführte Baustellen-Zertifizierung auch auf den Verkehrswegebau. Der Rahmen dafür steht: ein ganzheitliches Regelwerk für die nachhaltige Erstellung von Bauwerken, das neben Ressourcen- und Klimaschutz auch die Baustellenorganisation, Gesundheit und Soziales, die Kommunikation mit der lokalen Öffentlichkeit und die Ausführungsqualität umfasst. Die Details der Zertifizierung entwickelt die DGNB mit Strabag gemeinsam mit der Autobahn GmbH Niederlassung Südwest im laufenden Großprojekt.

Das Basiszertifikat „Nachhaltige Baustelle“ gilt für die gesamte Strabag AG, deckt schon wesentliche Standards aus dem DGNB-Anforderungskatalog ab und bildet damit eine gute Grundlage für die geplante Zertifizierung einzelner Baustellen. Zugleich ist die Strabag AG als neues Mitglied der DGNB beigetreten. „Wir werden bindende Nachhaltigkeitsprozesse für alle unsere Baustellen definieren und sukzessive etablieren. Unser klares Ziel dabei ist es, den CO2-Ausstoß und den Ressourcenverbrauch systematisch zu reduzieren“, erklärte Strabag-Vorstand Peter Hübner.

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Wie und was wird beurteilt

Als Planungs- und Managementtool wird die Zertifizierung prozessbegleitend während der gesamten Baustellenabwicklung angewandt. Die Beurteilung der Baustelle erfolgt auf Grundlage detaillierter Nachweise, die vor Beginn und während der Bauphase bis zur Inbetriebnahme des Bauwerks in abgestimmten Intervallen überprüft werden.

Grundsätzlich erhalten (laufende) Baustellen, in der Regel zum Projektstart, zunächst lediglich ein Vorzertifikat von der DGNB, das es in der Folge zu bestätigen gilt. Die Auszeichnung, das Zertifikat „Nachhaltige Baustelle“ wird nach Abschluss aller Bauarbeiten und kontinuierlicher Einhaltung der DGNB-Nachhaltigkeitskriterien erteilt. Im derzeit größten laufenden Infrastrukturprojekt der Autobahn GmbH im Südwesten werden eine Reihe von innovativen Ideen für mehr Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz in die Praxis umgesetzt. Dies sind beispielsweise:

  • Nachhaltige mineralische Kapselung: Zur Abdichtung der Entwässerungsleitungen werden natürliche Erdbaustoffe (Lösslehm; verlehmter Feinsplitt) der Baustelle verwendet und damit die Anlieferung und der Einbau einer künstlichen Abdichtung vermieden.
  • Ressourcenschonung: Bodenaushub, Schotter und Ausbauasphalt aus dem bestehenden Straßenbauwerk werden systematisch als Sekundärrohstoffe vor Ort wiederverwendet. Das eigens für die Baustelle erstellte Wiederverwertungskonzept schont die Ressourcen und vermeidet gezielt Materialtransporte sowie die aufwendige Entsorgung der Ausbau-Materialien.
  • Lärmschutz: Abschnittsweise wird bei der Baustelle felsenartiger Boden nicht durch zeit- und lärmintensive Meißelarbeiten abgetragen, sondern durch Spaltsprengungen. Die Sprengung an sich finden „unter der Erde“ statt, daher entsteht kein großer Geräuschpegel.
  • Staubvermeidung: Durch den größtmöglichen Einsatz von Fertigteilen wird ein Beitrag zur Reduktion von Staubemissionen geleistet, da entsprechende Arbeiten für Anpassungen und Zuschnitt minimiert werden können. Die passgenaue Fertigung erfolgt im Werk.
  • Boden- und Grundwasserschutz: Aufgrund des Wasserschutzgebietes wurde vor Baubeginn der Baumaßnahme ein Betankungskonzept erstellt und mit dem Umweltamt abgestimmt. Des Weiteren wird sämtliches Straßenoberflächenwasser gefasst, gereinigt und über Kanalleitungen zu den geplanten Regenklärbecken geleitet. Die Ableitung folgt dann in die Enz.
  • Energiesparende Baustellen-Container: Die Container-Anlage für das Baustellenteam ist mit speziellen Kaltdächern (gedämmte Dachflächen) ausgestattet, um den Energiebedarf beispielsweise für die Beheizung im Winter zu senken.  (MAI/RED)

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