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49. VDBUM-Seminar in Willingen 24. Februar 2020

Netzwerken und Digitalisieren

Zentrale Themen beim VDBUM-Seminar waren das Netzwerken der Teilnehmer untereinander sowie die Weiterbildung. Und immer wieder poppte der Klassiker „Digitalisierung“ auf.

Inhaltsverzeichnis

Rund 1.200 Teilnehmer kamen im Februar zu der Großveranstaltung nach Willingen. „Ideen von heute schaffen Lösungen von morgen“ lautete das Motto der Veranstaltung. Gleich zur Auftakt-Pressekonferenz konstatierte Peter Guttenberger, Präsident des VDBUM, dass die Politik zwar die Mittel für die Ertüchtigung der Infrastruktur bereitgestellt habe, es fehle jedoch an Planungskapazitäten und Personal für die Bauausführung.

Digitale Transformation

Ein weiteres Merkmal der Branche ist der unaufhaltsame Einzug der künstlichen Intelligenz. Guttenberger: „Bei uns im Verband steht der Mensch im Mittelpunkt, auch bei der digitalen Transformation.“ Denn, so der Präsident weiter: „Gute Lösungen für morgen werden das gemeinsame Ergebnis aus wissenschaftlicher Forschung, exzellentem Ingenieurwissen, handwerklicher Professionalität und informationstechnologischer Unterstützung sein.“

Und so tauchte das aktuelle Thema Digitalisierung immer wieder bei den Podiumsdiskussionen und den ca. 50 gut besuchten Fachvorträgen mit den Schwerpunkten Bahnbau, Abbruch und innerstädtisches Bauen auf. Ebenso war es ein „Klassiker“ auf den Ständen der rund 100 Aussteller, die auch bei der 49. Veranstaltung das Gespräch mit den Fachbesuchern suchten.

Gut Pläne, schlechte Umsetzung

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Rainer Bomba, ehemaliger Staatssekretär im Bauministerium, griff während der Podiumsdiskussion das von Guttenberger skizzierte Manko wieder auf. „Wir haben gute Pläne, es hapert aber an der Umsetzung“, sagte er bezogen auf die Digitalisierung und Vernetzung in der Branche.

Prof. Dr. Frank Will von der TU Dresden beschrieb ein Forschungsprojekt in Sachsen-Anhalt. Mit 30 Partnern wird dort bereits heute das Projekt digitale Baustelle geprobt. Im Fokus stehen dabei die Prozesse, die Logistik und die Kommunikation über die 5G-Technik.

Standardisierte Schnittstellen

Joachim Schmid, Geschäftsführer im VDMA, Fachbereich Bau- und Baustoffmaschinen, berichtete über den Stand der Dinge im Arbeitskreis Machines in Construction MIC 4.0, der auf der letzten bauma gegründet wurde. Über die für die Kommunikation der Maschinen untereinander erforderlichen standardisierten Schnittstellen besteht weitgehend Konsens bei den Herstellern. Dennoch wird es noch dauern, bis die komplexen Standards definiert sind. Das Ziel, so Schmid, ist klar umrissen: „Wir standardisieren die Daten nach den Wünschen der Baubranche.“ Gestartet wird mit Telemetriedaten für Straßenbau- und Erdbaumaschinen. Ein Zertifikat soll letztlich die Einhaltung der Standards garantieren.

DB und BIM

Frank Limprecht von der DB Netz AG geht hier noch einen Schritt Weiter: „Wir wollen von der Wiege bis zur Bahre vernetzt sein“, sagte der Bahn-Manager und meint damit den kompletten Prozess von der Planung bis zum Facility Management, der innerhalb der nächsten zehn Jahre realisiert sein soll. Bereits seit Jahresanfang werden in seinem Haus alle großen Projekte mit BIM geplant.

Josef Andritzky, Vorstandsmitglied im VDBUM und als Geschäftsführer der Franz Kassecker GmbH ein Vertreter des Baumittelstandes, lagen die Herausforderungen seiner Mitarbeiter besonders am Herzen: „Bringen Sie mal einen Polier, der 30 Jahre im Geschäft ist, auf den digitalen Weg.“ Doch dies ist nur einer der Gründe, warum die Umsetzung der Digitalisierung so lange dauert. Weitere Ursachen liegen für ihn bei der unterschiedlichen Software, der mangelnden Manpower und in der Netzwerkschwäche. Andritzky schätzt, dass der Prozess erst in fünf bis zehn Jahren in der Baubranche vollzogen sein wird.

Zusammenarbeit von VDBUM und VDMA?

Guttenberger wies in der Diskussion auf weitere Probleme hin. Der

VDBUM-Präsident und Repräsentant der Bauindustrie sieht u.a. Schwierigkeiten, die unterschiedlichen Interessen kleiner und großer Bauunternehmen zu bündeln. Problematisch sei es auch, die technischen Anforderungen den Maschinenherstellern zu vermitteln. Um den Konflikt zu lösen, bot er eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen VDBUM und VDMA an. Schmid griff die Offerte unmittelbar auf und signalisierte die Bereitschaft zu einer grundsätzlichen Kooperation.

In einer zweiten Podiumsrunde kamen dann überwiegend Vertreter der Maschinenseite zu Wort: Neben VDBUM-Präsident Peter Guttenberger äußerten sich Toni Kiesel, Kiesel GmbH, Rudolf Arnold, Liebherr, und Axel Fischer, Wacker Neuson zu den Trends in der Baumaschinenentwicklung. Vernetzung und Maschinenhandling waren hier die bestimmenden Themen. „Wir müssen dem Techniker das Leben einfacher machen“, forderte etwa Kiesel. Gemeint sind die Poliere und Maschinenfahrer auf den Baustellen, die im Cockpit bis zu vier Monitore gleichzeitig beobachten müssen. Fischer reklamierte Defizite bei der Maschinenvernetzung und appellierte an die Branche: „Wir müssen jetzt die gemeinsame Sprache lernen – auch mir den Bauunternehmen.“

Eine Antwort auf diese Herausforderungen könnte das von Liebherr entwickelte intuitive User Interface Intusi sein, das Arnold ins Gespräch brachte. Das System verfügt über offene Schnittstellen zu anderen Herstellern und böte eine Plattform für weitere gemeinsame Entwicklungen.

Spezialisten im VDBUM-Vorstand

Der VDBUM hat sich im Laufe seiner nun fast 50-jährigen Geschichte deutlich professionalisiert. So ist in dem achtköpfigen Vorstand jeder ein Spezialist in seinem Bereich. Etwa Dirk Bennje, zuständig für Projekte und Bauleitung. Er berichtete über den Baufortschritt der neuen VDBUM-Zentrale in Stuhr bei Bremen. Das Projekt, Anfang des Jahres gestartet, kommt gut voran und wird noch in diesem Jahr fertiggestellt. Die offizielle Einweihung soll im kommenden Jubiläumsjahr im Herbst erfolgen.

Offiziell verkündet wurde die Einrichtung einer neuen Fachgruppe im VDBUM. Hersteller und Anwender der Saugbaggertechnik finden in dem Verband nun eine gemeinsame Basis, um ihre Interessen zu bündeln.

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